Wenn man das Wort “Bauerngarten” hört, kommen sofort Bilder in den Kopf: Düfte nach Blumen, Bilder von üppigen, überquellenden Beeten, Gefühle von Heimat und Geborgenheit und alles ist irgendwie in das Licht eines sommerlichen Sonnenuntergangs getaucht. Dir geht es genauso, du fragst dich aber, was ein Bauerngarten eigentlich ist und wie du deinen Garten so gestalten kannst, dass er diesem weichen warmen Gefühl nahe kommt? Dann bist du hier genau richtig!
Der “klassische” Bauerngarten ist, anders als man zunächst annehmen würde, ursprünglich gar nicht so bäuerlich. Denn es finden sich nirgends Hinweise darauf, dass diese Art einen Garten anzulegen einer historischen Realität entspricht. Vielmehr ist der Bauerngarten ein Kunstobjekt, das erstmals Anfang des 20. Jahrhunderts im Hamburger botanischen Garten auftaucht. Die Idee war dort einen idealen bäuerlichen Garten darzustellen. Das “Gartendesign” das dabei herauskam, hatte jedoch nicht sehr viel mit den “echten” Bauerngärten der Zeit zu tun, sondern entsprang eher einer romantischen, idealisierten Vorstellung. Die "echten" Bauerngärten der Zeit waren allein auf die Produktion von Nutzpflanzen ausgerichtet und dienten der Ernährungssicherung der Landbevölkerung. Eine geometrische Anlage und Buchshecken als ästhetische Elemente hätte man dort vergeblich gesucht. Doch kamen hier durchaus ähnliche Kulturpflanzen vor.
Dass der Hamburger Bauerngarten Einzug in die Gartenkultur fand hat auch stark damit zu tun, dass das Gärtnern in dieser Zeit immer mehr von einer überlebenstechnischen Notwendigkeit der Landbevölkerung zu einer Freizeitbeschäftigung des Bürgertums wurde. Obwohl es beim Bauerngarten auch viel um Ästhetik geht, ist der Hauptzweck trotzdem der Anbau von Gemüse und Heilpflanzen. Inzwischen hat der Bauerngarten längst seinen Platz in den Vororten und Gartensiedlungen gefunden und ist aus der Gartenkultur nicht mehr wegzudenken.
Der Hamburger Bauerngarten ist oft quadratisch oder zumindest rechteckig und durch ein Wegkreuz geviertelt. Die Wege sind oft durch kleine Hecken oder Mäuerchen von den Beeten getrennt. In größeren Bauerngärten sind die einzelnen Beete auch nochmal durch Wege und Hecken oder Mauern unterteilt. In der Mitte des Wegekreuzes findet sich oft eine kleine Terrasse, ein Bäumchen, ein Blumenbeet oder ein Brunnen. In deiner modernen Interpretation eines Bauerngartens könnte hier aber zum Beispiel auch ein Hochbeet oder eine Kräuterspirale stehen. Nach außen hin ist der Hamburger Bauerngarten oft durch einen Zaun, eine höhere Hecke oder eine Mauer geschützt. Auch Obstgehölze haben ihren Platz im Bauerngarten. An der Nordseite des Gartens findet man oft Obstbäume oder Beerensträucher. Der botanische Fokus liegt im Bauerngarten zwar auf Gemüse, Kräutern, Heil- und Obstpflanzen, doch finden sich auch Blumen und Stauden.
Wenn du viel Platz in deinem Garten hast, dann macht es Sinn, darüber nachzudenken wo du deinen Bauerngarten anlegen willst. Wenn du Ort, Größe und Form festgelegt hast, geht es ans Wege und Beete definieren. Die Wege mulchst du am besten mit Rindenmulch, Kies oder Ähnlichem. Das sorgt dafür, dass sie nicht mit Beikraut überwuchert werden und der Boden trotzdem atmen und Wasser aufnehmen kann. Beim Anlegen der Beete gehst du vor, wie bei jedem anderen Gartenbeet auch. Verzichte beim Anlegen von neuen Beeten auf das Umgraben und greife stattdessen auf bodenschonende Methoden zurück. Eine Anleitung mit Tipps und Ideen zum Anlegen von einem neuen Gemüsebeet, findest du hier im Artikel.
Für die Beeteinfassungen hast du viele verschiedene Möglichkeiten. Klassischerweise sind die Beete im Bauerngarten mit Buchsbaumhecken eingefasst. Da der Buchsbaumzünsler, inzwischen jedoch sehr weit verbreitet ist und du so an deiner Buchshecke unter Umständen nicht so viel Freude haben wirst, lohnt es sich über Alternativen nachzudenken. Vogel- und Bienenfreundliche Gehölze wären hierfür ein Beispiel. Du kannst aber auch eine erhöhte Einfassung aus Stein oder Holz baue. Oder, du verzichtest auf eine Erhöhung und säst rund um deine Beete einen Blühstreifen ein. Beim Gestalten deines Bauerngartens sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Am Nordrand deines Bauerngartens kannst du Beerensträucher pflanzen, denn dort beschatten sie die Beete nicht. Ob Himbeere, Stachelbeere oder Brombeere, hängt dabei völlig von deinem Geschmack ab. Darüber hinaus gibt es so viele essbare Sträucher, die einen ökologischen Nutzen für Mensch und Tier haben. Wähle am besten heimische Pflanzen, denn so schaffst du neuen Lebensraum, der leider immer mehr verloren geht. Gleichzeitig kannst du die Früchte deiner Arbeit ernten und genießen. Wie und wann du Obstbäume und andere Obstgehölze am besten pflanzt, erklären wir in diesem Beitrag.
Bei der Wahl der Gemüsepflanzen, Kräuter und Blumen im Beet bist du ziemlich frei und kannst du nach deinen Wünschen aussuchen. Anstatt nur Zierpflanzen anzubauen, profitierst du aber davon, aus deinem Bauerngarten einen Nutzgarten zu gestalten. Plane die Beete in einer Mischkultur und achte auf die Bedürfnisse deiner Pflanzen an Licht, Wasser und Nährstoffen. Was gut funktioniert, kommt dabei jedoch auch ein bisschen auf deinen Gartenboden und das Klima an. In unserem Lexikon kannst du nachschlagen, welche Ansprüche deine gewählten Kulturen haben. Neben Tipps zu Boden, Licht- und Nährstoffbedarf, findest du hier auch gute und schlechte Pflanznachbarn.
Damit du eine Idee bekommst, wie dein Bauerngarten aufgebaut sein könnte, haben wir dir einen digitalen Beetplan als Vorlage erstellt. Dabei haben wir Kulturen gewählt, die besonders pflegeleicht und gut für Anfänger geeignet sind. Der Aufbau ist ganz Klassisch: vier Beete mit einem Element in der Mitte, dort, wo sich die Wege kreuzen. Die vier Beete werden in einem viergliedrigen Fruchtwechsel bewirtschaftet. Daher gibt es jeweils ein Beet für Schwachzehrer, Mittelzehrer und Starkzehrer. Auf dem vierten Beet steht eine Gründüngung, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.
Am Nordrand des Gartens wachsen Stachelbeeren und schwarze Johannisbeeren. Beerensträucher sind generell pflegeleicht und bringen ohne viel Arbeit eine Ernte ein. Pflanze die Sträucher im Vorjahr im Herbst, dann kannst du im nächsten Jahr schon die ersten Beeren ernten. Außerdem kannst du auch Erdbeeren in deinen Bauerngarten pflanzen. Erdbeerpflanzen sind ebenfalls pflegeleicht und wachsen etwa drei Jahre an derselben Stelle, bis du sie ersetzen solltest. Im Herbst kannst du nach der Erdbeerernte Knoblauch zwischen die Erdbeerpflanzen setzen.
Typisch für einen Bauerngarten sind auch die vielen blühenden Elemente. In den Blühstreifen kannst du die Blumen anpflanzen, die dir optisch zusagen. Ansonsten freuen sich aber auch Insekten über ein reiches Nahrungsangebot durch viele blühende Pflanzen. Du kannst beispielsweise Dahlien, Astern, Zinnien, Borretsch, Klee oder Kornblumen säen, um nur einige Beispiele zu nennen. Sonnenblumen liefern auch den größeren Gartenbewohnern Futter. Lässt du die Kerne an der Pfanze ausreifen, picken gerne die Vögel die Samen heraus.
In der Wegkreuzung steht hier eine Kräuterspirale. Hier hast du die Möglichkeit, viele verschiedene Kräuter auf kleinem Raum anzubauen. Dabei kannst du Kräuter kombinieren, die du gerne als Gewürz oder Heilkraut verwendest. In dieser Kräuterschnecke wachsen Rosmarin, Thymian, Salbei, Bergbohnenkraut, Lavendel, Oregano, Estragon und Zitronenmelisse.
Hier wachsen Winterheckenzwiebeln, eine besonders pflegeleichte Kultur. Einmal ausgesät im Frühjahr, bleibt diese Kultur mehrjährig im Beet stehen und kann das ganze Jahr über geerntet werden. Daneben stehen zwei verschiedene Salate und als blühende Komponente im Beet wachsen hier noch essbare Blumen und Kräuter.
In diesem Beet steht ein Klassiker unter den Mischkulturen: Möhren zusammen mit Lauch. Für die Boden- und Pflanzengesundheit wächst am Beetrand noch Gewürztagetes. Du kannst ihre Blüten auch essen und damit Salate oder andere Speisen dekorieren.
Gepflanzt werden hier zwei verschiedene Kartoffelsorten. Idealerweise wählst du eine frühe und eine (mittel-)späte Sorte, um dein Erntefenster zu vergrößern. Dazwischen kommt eine Reihe Brokkoli und der Rand wird von Ringelblumen gesäumt.
Nachdem im letzten Jahr auf diesem Beet überwiegend Starkzehrer gewachsen sind, solltest du dem Boden eine Pause gönnen. Hierfür sät jede:r erfahrene Gärtner:in regelmäßig eine Gründüngung. Gut eignet sich beispielsweise das ,Landsberger Gemenge' mit Raygras, Winterwicken und Inkarnatklee mit guten Vorfruchtwert. Diese Gründüngung wird direkt im März ausgesät und wächst ein Jahr bis ins nächste Frühjahr hinein im Beet. Dabei liefert dieses Gemenge ein besonders gutes Nahrungsangebot für (Wild-)Bienen und andere bestäubende Insekten. Zudem kannst du aber auch Leguminosen als Gründüngung säen. Buschbohnen beispielsweise fixieren zusätzlich Stickstoff im Boden. So kannst du Bohnen ernten und gleichzeitig deinem Gartenboden etwas Gutes tun. Daneben wächst eine Reihe Sommerbohnenkraut, das die Bohnen vor der Bohnenlaus schützt.
Wir finden auch heute noch ist der Bauerngarten eine schöne Möglichkeit, um ein wenig Ordnung in den wilden Garten zu bringen, dabei aber trotzdem noch den rustikalen Charme des Wilden und der Vielfalt beizubehalten, Ästhetik und Produktivität zu verbinden und einfach das meiste aus einem kleinen Stück viereckigen Bodens zu machen.
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Marie ist Agrarwissenschaftlerin. Sie interessiert sich besonders für den nachhaltigen und ökologischen Anbau von Gemüse und anderen Pflanzen. Im eigenen Garten sammelte sie dabei Erfahrungen und probiert sich gerne aus, um von der Natur zu lernen. Dabei liegen ihr Werte und Prinzipien der Permakultur besonders am Herzen, um neben dem Wohl für die Natur, auch für das Wohlergehen der Menschen und zukünftiger Generationen beizutragen.
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Wie lege ich einen Bauerngarten an?
Für einen Bauerngarten wählst du einen sonnigen Standort. Traditionell sind hier vier Beete mit Gemüsepflanzen, Blumen und Kräutern zu finden sowie Dauerkulturen, die am Rand gepflanzt werden, wie z.B. Beerensträucher und Obstbäume. Blühstreifen mit verschiedensten Blumen machen besonders optisch etwas her und liefern Nahrung für Insekten.
Ein Bauerngarten ist ein Gartendesign, der sich an dem romantischen Ideal eines bäuerlichen Gartens orientiert. Ausgezeichnet werden diese Gärten durch eine besonders große Vielfalt verschiedener Pflanzen, die in einer Mischkultur wachsen. Gemüse, Kräuter, Blumen, Bäume und Sträucher werden ein einem harmonischen Miteinander gepflanzt.
Welche Pflanzen gehören in einen Bauerngarten?
Je größer die Vielfalt, desto besser. Deshalb sind in einem Bauerngarten neben Gemüsepflanzen auch zahlreiche Blumen, Gewürz- und Heilkräuter zu finden. Eine Beerenhecke oder Obstbäume am Nordrand trägt positiv zum Mikroklima im Garten bei. Generell kannst du alles in einen Bauerngarten pflanzen, was dein Herz begehrt!
Was darf in einem Bauerngarten nicht fehlen?
Wichtig zum Schutz der Beete ist eine Beeteinfassung, um die Pflanzen ggf. vor Tieren zu schützen. Außerdem dürfen in einem Bauerngarten gemütliche Sitzgelegenheiten auf keinen Fall fehlen, die zum Entspannen einladen. Zudem ist es wichtig, auf eine große Artenvielfalt zu achten, denn das ist, was Bauerngärten ausmacht.