Wenn du dich mit dem Anbau von Gemüse im eigenen Garten beschäftigst, dann hast du bestimmt schon vom Fruchtwechsel gehört. Doch was bedeutet das überhaupt und wie unterscheidet er sich von der Fruchtfolge? In diesem Artikel erfährst du alles über eines der wichtigsten Werkzeuge der (ökologischen) Landwirtschaft und wie du es ganz einfach selbst einsetzen kannst.
Von einem Fruchtwechsel spricht man, wenn es um den Wechsel von Kulturen über mehrere Jahre hinweg geht. Wenn du also in dem Beet, in dem du dieses Jahr Kartoffeln und Spinat angebaut hast, im nächsten Jahr Erbsen anbaust.
Beim Fruchtwechsel geht es vor allem um langfristige Pflanzenhygiene und Bodenpflege. Indem du in aufeinanderfolgenden Jahren verschiedene Kulturen anbaust, sorgst du dafür, dass sich Pilze, Bakterien und Viren nicht so leicht verbreiten können. Solche Erreger sind manchmal sehr spezifisch für einzelne Kulturen, meistens aber für ganze Pflanzenfamilien. Baust du jedes Jahr Kulturen aus der gleichen Familie an der gleichen Stelle an, bleiben auch die Erreger dort und vermehren sich munter weiter. Das Gleiche gilt für Nematoden (winzige wurmartige Parasiten) und Insektenschädlinge. Langfristig wirst du auf diese Weise immer mehr deiner Pflanzen an Krankheiten und Schädlinge verlieren und somit auch immer weniger ernten. Eine gute Fruchtfolge kann dir allerdings helfen, Krankheiten zu vermeiden.
Für die Bodenpflege ist der Fruchtwechsel von besonderer Bedeutung. Jede Kultur hat ein spezifisches Nährstoffprofil, das sie dem Boden entnimmt. Dabei sind sich, wie bei den Schädlingen auch, Pflanzen der gleichen Familie oft ähnlich. Baust du nun jedes Jahr die gleichen, eng verwandten Pflanzen auf der gleichen Fläche an, wird der Boden einseitig ausgelaugt. Das bedeutet, die Pflanzen haben irgendwann von einem oder mehreren Nährstoffen zu wenig. Das ist ein Problem, weil das Pflanzenwachstum durch das Fehlen eines Nährstoffes bereits limitiert werden kann. Wenn zum Beispiel Kalium fehlt, kannst du noch so viel Stickstoff und Phosphat im Boden haben, deine Pflanzen werden dadurch nicht besser wachsen. Ziel ist es also, den Nährstoffhaushalt im Boden gleichmäßig zu nutzen, damit er sich immer wieder regenerieren kann.
Bei der Einhaltung eines gut geplanten Fruchtwechsels reicht es in der Regel, alle drei Jahre mit einer Ladung Kompost zu düngen. So kannst du dir einiges an Dünger und Arbeit sparen. Weitere Infos zum ökologisch-organischen Düngen findest du hier. Dabei baust du auf einem frisch gedüngten Beet im ersten Jahr einen Starkzehrer, im zweiten Jahr einen Mittelzehrer und im dritten Jahr einen Schwachzehrer an. So sind die Kulturen nach Nährstoffanspruch gestaffelt und keine Pflanze kommt zu kurz.
Ein Beet, das am Anfang des 4-jährigen Zyklus steht, solltest du mit viel Kompost und/oder Mist düngen. Am besten machst du das schon einige Wochen vor dem Pflanzen, sodass der Dünger noch Zeit hat zu verotten und seine Nährstoffe an den Boden abzugeben. Um den Kompost ins Beet einzubringen, verteilst du ihn am besten erst einmal gleichmäßig auf dem Beet. Je nachdem wie viel du zur Verfügung hast und wie dein Boden beschaffen ist, kannst du ruhig bis zu 10 cm Kompost auftragen. Dann nimmst du eine Grabgabel zur Hand, stichst in gleichmäßigen Abständen in den Boden und vollführst eine kreisende Bewegung, um den Kompost schonend mit der oberen Bodenschicht zu vermischen und den Boden gleichzeitig zu durchlüften. Nachdem das Beet Zeit hatte ein wenig zu ruhen, kannst du mit dem Anbau deiner Starkzehrer beginnen.
All diese Kulturen brauchen viel Stickstoff, Phosphor und Kalium und sollten deswegen immer nur auf frisch gedüngten Beeten angebaut werden, um ihre Gesundheit und eine üppige Ernte zu garantieren. Ist die Hauptfrucht der Saison (z.B. Kartoffel) geerntet, kannst du problemlos noch anspruchsloses Blattgemüse wie Salat oder Rucola als Nachkultur anbauen.
Im zweiten Jahr bietet es sich an, Pflanzen mit niedrigeren Nährstoffansprüchen anzubauen, da der Boden im Vorjahr ja schon stark beansprucht wurde. So stellst du sicher, dass die Fruchtbarkeit deines Bodens auf lange Sicht erhalten bleibt und im Optimalfall sogar ansteigt.
Wenn du während der Gartensaison Mangelerscheinungen bei deinen Pflanzen feststellen solltest, kannst du ruhig mit etwas Komposttee oder Pflanzenjauche nachdüngen. Bei einer ausreichenden Startdüngung mit Kompost/Mist im ersten Jahr kannst du jedoch meist auf eine zusätzliche Düngung verzichten. Im Herbst des zweiten Jahres brauchst du nicht zu düngen, da in der nächsten Saison sowieso nur Schwachzehrer folgen.
Da dein Beet ja jetzt schon zwei Jahre lang ohne große Düngergaben bewirtschaftet wurde, solltest du es im dritten Jahr bei schwachzehrenden Kulturen belassen. Auch im dritten Jahr kann eine kleine Düngergabe mit Komposttee oder Pflanzenjauche helfen, solltest du das Gefühl haben, dass deine Pflanzen es nötig haben.
Nach drei Jahren des Produktivseins hat dein Beet nun eine Pause verdient. Um es wieder bereit zu machen für die nächsten drei Jahre, solltest du in diesem Jahr keine Kulturpflanzen anbauen, sondern lieber eine Saatmischung zur Gründüngung. Welche Pflanzen sich als Gründüngung eignen und weitere Tipps, erfährst du hier im Beitrag.
Hierfür eignen sich besonders Leguminosen (Hülsenfrüchte), denn diese haben die Fähigkeit mit sogenannten "Rhizobien" in Symbiose zu gehen. Das sind Bakterien, die Stickstoff aus der Luft in Ammonium umwandeln können, was von den Pflanzen wiederum aufgenommen werden kann. Die Bakterien leben in kleinen Knöllchen an den Wurzeln der Hülsenfrüchte, deswegen werden sie auch Knöllchenbakterien genannt. Aufgrund dieser Eigenschaft eignen sich Leguminosen super, um den Stickstoffhaushalt deines Gartens auf ganz natürliche Art und Weise wieder auf Vordermann zu bringen. Wir empfehlen dir zum Beispiel den Anbau von Wick-Roggen, das ist eine spezielle Saatmischung aus dem Biolandbau, die zu einem Teil aus Wicken- und zum anderen aus Roggensamen besteht. Eine Klee-Gras Mischung funktioniert genauso gut. Andere geeignete Leguminosen sind z.B. Luzerne und Lupine, diese können ebenfalls in Kombinationen angebaut werden.
Die Wicke ist eine in Europa heimische, wilde Leguminosenart und daher bestens an die Klimabedingungen angepasst. Die Mischung aus Leguminose und Roggen dient dazu, das Kohlenstoff zu Stickstoff Verhältnis zu regulieren. Würdest du nur eine Leguminose anbauen, würde ein großer Teil des Stickstoffs bei der Kompostierung der Pflanzen im Boden wieder verloren gehen. Baust du jedoch eine Mischung aus einer "kohlenstofflastigen" Pflanze wie Roggen gemeinsam mit einem Stickstofffixierer wie der Wicke an, funktioniert der Kohlenstoff wie eine Art Schwamm, der den Stickstoff beim Abbau aufsaugt und dann nach und nach wieder an deine Kulturpflanzen abgibt. Außerdem erhöhst du so den Kohlenstoffanteil im Boden, was zu einem gesünderen und widerstandsfähigen Bodenmillieu beiträgt. Am Ende der Saison schneidest du die Gründüngung ab und lässt sie über den Winter als Mulch auf dem Beet liegen. So können die Pflanzenreste von Bodenorganismen abgebaut werden und der fixierte Stickstoff wird für andere Pflanzen verfügbar gemacht.
Gründüngungen sind allerdings nicht nur für die Stickstoffanreicherung im Boden sinnvoll. Es gibt auch Pflanzen aus anderen Familien, die ebenfalls gute Eigenschaften als Zwischenfrüchte haben. Sie geben dem Boden eine Ruhepause und schützen die Brachfläche in dieser Zeit vor Beikrautbewuchs. Die lebende Pflanzendecke befestigt dabei den Boden und beugt Verschlämmung vor. Die Wurzeln der Zwischenfrucht lockern zudem Verdichtungen im Boden auf und tragen zur Humusanreicherung bei. Üppig blühende Pflanzen wie z.B. Phacelia dienen außerdem noch als Bienen- und Insektenweide.
Diese Art des Fruchtwechsels ist eine gute Methode, um nach und nach die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern, Dünger zu sparen und bei der Planung den Überblick zu behalten. Hier schließen sich Fruchtfolge und Fruchtwechsel nicht gegenseitig aus, ganz im Gegenteil! Sie ergänzen sich und sind gemeinsam der beste Weg für einen langfristig gesunden Gartenboden und hohe Erträge. Das Ganze ist dann eine Art Schachtel-Modell: Die Fruchtfolge eines Jahres ist in die übergeordnete Rotation des Fruchtwechsels verpackt. Wie das zum Beispiel aussehen kann, haben wir dir in der Tabelle unten nochmal zusammengefasst. Wenn du nun auch auf einen vier-jährigen Fruchtwechsel umzustellen willst, solltest mit der Gründüngung anfangen, um gleich mit der vollen Dosis Düngung zu starten. Bepflanze also erstmal ein Beet mit Gründüngung, dieses wird im nächsten Jahr dann das Starkzehrerbeet sein. Im nächsten Jahr bepflanzt du ein weiteres Beet mit Gründüngung - und so weiter, bis du die gewünschte Anzahl an Beeten in deiner Rotation hast.
Im Grunde genommen ist es also ganz einfach: Die Fruchtfolge dient vor allem der optimalen Nutzung einer Vegetationsperiode. Der Fruchtwechsel ist hingegen ein Werkzeug, um die langfristige Fruchtbarkeit deiner Beete zu sichern. Gemeinsam sind sie dein Rüstzeug für einen ökologischen Garten mit hohen Erträgen. Auch wenn die Planung von Fruchtfolge und Fruchtwechsel auf den ersten Blick wie eine unmögliche Denkleistung wirkt, lohnt es sich dennoch, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Mit der richtigen Struktur und etwas Übung wird das Ganze dann doch noch zu einem Kinderspiel.
Unter Fruchtfolge versteht man den Wechsel verschiedener Kulturen auf einem Beet innerhalb eines Jahres. Hierbei spielt der Nährstoffbedarf der Pflanzen eine wichtige Rolle für die Planung deines Gartenjahres. Man unterscheidet zwischen Starkzehrern, Mittelzehrern und Schwachzehrern. Außerdem gibt es noch Gründüngungspflanzen, die meist nicht geerntet werden. Eine Gründüngung trägt zur Bodengesundheit bei und reichert den Boden u.U. wieder mit neuen Nährstoffen an (z.B. Leguminosen).
Natürlich spielen bei der Planung deiner Fruchtfolge auch ökologische Aspekte eine Rolle, denn verschiedene Kulturen beeinflussen sich gegenseitig und den Boden. Manche Kulturen helfen sich gegenseitig, andere solltest du lieber nicht nacheinander anbauen.
Um den Boden nicht auszulaugen, ist es üblich nach einem Starkzehrer (Hauptkultur), einen Mittel- bis Schwachzehrer (Vor- und Nachkultur) anzubauen. Daher trägt eine sinnvolle Fruchtfolge nicht nur zu einer größeren Ernte bei, sondern auch zum Schutz des Bodens und der Erhöhung der Biodiversität im Garten. Alle Vorteile einer Fruchtfolge sowie eine Anleitung zum Planen einer sinnvollen Fruchtfolge findest du im Artikel dazu.
Wir hoffen, dass wir dir einen guten Überblick über die Prinzipien der Fruchtfolge und des Fruchtwechsel geben konnten. Falls du noch Fragen oder Anmerkungen zum Thema hast, schreibe uns gerne unter [email protected]. Um keinen Artikel mehr zu verpassen folge uns auf Instagram oder Facebook. Außerdem kannst du dich direkt zu unserem Newsletter anmelden.
Du willst das ganze Jahr über hilfreiche Gartentipps bekommen und deine eigenen Beete optimal planen? Dann registriere dich hier oder lade dir die Fryd-App für Android oder iOS herunter.
Fryd - Dein digitaler Beetplaner
Jonas hat Agrarbiologie studiert. Seine Leidenschaft für Pflanzen und das Gärtnern entdeckte er durch ein Praktikum bei einer Permakultur NGO. Seitdem gärtnert er auf seinem Balkon und in Gemeinschaftsgärten.
Mehr erfahrenWerde Teil einer Gemeinschaft von gleichgesinnten Hobbygärtner:innen und erhalte Zugang zu praktischen Tipps, App-Einblicken und interessanten Artikeln, um das Beste aus deinem Garten herauszuholen.
Ein Fruchtwechsel bezeichnet den Anbau unterschiedlicher Kulturen über mehrere Jahre hinweg auf demselben Beet, um Pflanzenkrankheiten und Bodenerschöpfung zu verhindern.
Warum ist ein Fruchtwechsel wichtig?
Ein guter Fruchtwechsel hilft, die Verbreitung von spezifischen Schädlingen und Krankheiten zu reduzieren und den Boden nährstoffreich zu halten.
Wie plane ich einen Fruchtwechsel?
Plane den Anbau in einer Rotation, die Stark-, Mittel- und Schwachzehrer über mehrere Jahre verteilt, um den Nährstoffhaushalt im Boden auszugleichen.