Dies ist ein Gastbeitrag von Kassiolino, der erstmals am 11.01.2020 veröffentlicht wurde.
Und plötzlich ist Januar. Das neue Jahr hat angefangen, der Weihnachtszauber ist verflogen, alle Gartenbücher vom Gabentisch sind ausreichend studiert und was ist? Nichts! Kalt, grau, nass und immer noch sehr dunkel. Spätestens Mitte Januar war ich früher total frustriert. Das neue Jahr und damit auch die neue Gartensaison hatten angefangen, meine Beetplanung stand, die Saatgutbestellungen waren getätigt und das Einzige was ich machen konnte war, mich von den schönen Bildern auf den Samentütchen bezaubern zu lassen. Im Hinterkopf hatte ich die Gewissheit, dass ich vor Anfang März nichts machen kann. Ein höchst unbefriedigender Zustand, für den eine Lösung her musste! Ich fing an herumzuexperimentieren, habe noch mehr Gartenbücher und YouTube Videos studiert und bin auf das Thema Winteraussaaten gestoßen. Das war und ist jedes Jahr aufs Neue wieder meine Rettung für den Januar! Winteraussaaten sind für mich so ein faszinierendes Thema, dass ich mich jedes Jahr erneut frage, warum nicht alle Gärtner nach dieser Methode gärtnern.
Diese Pflanzen sind geeignet:
Kohl, Salate, Mangold, Spinat, Möhren, Radieschen, Petersilie, Dill und viele Sommerblumen
Das benötigst du:
Erde, Aussaatgefäße, durchsichtige Deckel, Pflanzetiketten und Saatgut
Mit Winteraussaaten sind Aussaaten von Pflanzen gemeint, deren Samen Kälte vertragen und die während der kalten Zeit des Winters gesät werden und nicht erst im Frühjahr, wenn es wärmer wird. Die Samen liegen in der kalten Erde und warten darauf zu keimen. Den richtigen Zeitpunkt dafür können sie selbst viel besser entscheiden als wir. Es schadet den Samen auch nicht, wenn sie ein paar mal richtig durchfrieren, bevor sie anfangen zu keimen. Wenn das Wetter wieder wärmer wird und das Licht zurückkommt, fangen sie an zu keimen und wachsen zu kräftigen, kompakten und gut abgehärteten Jungpflanzen heran. Auch ein paar frostige Nächte im späten Frühjahr können ihnen nichts anhaben. Neben dem Gefühl mit der neuen Saison früh anfangen zu können, ist für mich sehr wichtig, dass ich meine Frühjahrsgartenarbeit etwas aufteilen kann, indem ich einen Großteil der Aussaaten schon im Januar oder Februar erledige. Die erste richtige Arbeit mit diesen Pflanzen habe ich dann im April, wenn ich die ersten Salatpflanzen auspflanze und die Kohl und Mangoldpflanzen bzw Sommerblumen in größere Töpfe pflanzen muss. Für die Winteraussaat eignen sich alle Kohl und Salatsorten, Mangold, Spinat, Möhren, Radieschen, Petersilie, Dill und viele Sommerblumen wie z. B. Sonnenblumen, Cosmeen, Malven und Zinnien, um nur einige zu nennen.
Wenn es im Januar richtig kalt wird, in unseren Breiten meistens so ab Mitte des Monats, hole ich mir Erde, Aussaatgefäße, Pflanzetiketten und Saatgut in meine warme Küche und lege los. Für meine frühen Kohl-, Salat- und Mangoldaussaaten verwende ich am Liebsten Multitopfpaletten mit einer Topfgröße von ca. 2-3 cm. In diesen kleinen Töpfen wachsen die Keimlinge zu kräftigen Jungpflanzen mit einem gut entwickelten Wurzelballen heran, den ich beim späteren Umtopfen nicht stören muss. Außerdem entfällt das Pikieren. Ich fülle die gesamte Palette erst mit Erde und drücke dann in jeden kleinen Topf eine Vertiefung hinein. So bereite ich mir die gesamte Palette vor. Dann beschrifte ich mir kleine Schildchen, mit denen ich die einzelnen Reihen markiere. Auch wenn ich immer denke, ich merke mir, was ich wohin ausgesät habe, spätestens am nächsten Tag ist dieses Wissen auf rätselhafte Weise verschwunden...
Nun kann ich aussäen. In jeden Topf kommt ein Samenkorn. Größere Samen wie Kohl und Mangold werden mit etwas Erde bedeckt, kleine Samen wie Salat und Petersilie sind Lichtkeimer und werden nur vorsichtig angedrückt. Sind alle Pflanzlöcher gefüllt, stelle ich die Palette auf einen passenden Untersetzer und gieße sie von unten an, d.h. ich fülle Wasser in den Untersetzer und warte ca. 1h, bis sich die Erde mit Wasser vollgesogen hat. Würde ich von oben angießen, liefe ich Gefahr, dass die kleinen Samen über die einzelnen Saattöpfchen verschwemmt würden. Wer keine Aussaatpaletten hat, kann auch die Plastikschalen von Möhren oder Champignons mit Erde und Saatgut befüllen. Hierbei muss beim Gießen nur darauf geachtet werden, dass die Aussaat nicht zu feucht wird, da es keine Abflusslöcher im Boden der Schale gibt. Natürlich kann man auch gut zwei Schalen ineinander stellen und in den Boden der oberen Schale ein paar Löcher stechen.
Sind die Aussaatgefäße so vorbereitet, werden sie noch mit einem durchsichtigen Deckel (oder einer weiteren Schale) abgedeckt. So erhält man ein wunderbares Kleinstgewächshaus. Die so vorbereiteten Schalen oder Paletten werden an einen geschützten, aber schattigen Platz in den Garten oder auf den Balkon gestellt, bis sie anfangen zu keimen. Würden diese Gefäße in der Sonne stehen, heizten sie sich an einem sonnigen Tag zu sehr auf und die Samen würden zu früh keimen. Solange der Deckel oder die Folie über den Aussaaten liegt, brauche ich sie nicht zu gießen, wenn ich sie am Anfang gut angegossen habe. Entferne ich den Deckel, verdunstet die Feuchtigkeit und ich muss die kleinen Pflänzchen regelmäßig gießen. Besonders die kleinen Töpfchen trocknen an einem sonnigen Tag schnell aus.
Meine Sommerblumen säe ich z. B. immer in diesen Schalen aus und stelle sie dann an die Hauswand unter den Kirschbaum. Erst wenn sie anfangen zu keimen hole ich sie an einen helleren Platz, damit sie nicht lang und gakelig werden. Wenn es wärmer wird und die Pflanzen keimen müssen die Deckel rechtzeitig entfernt werden, damit die Pflanzen Luft und Licht bekommen und sich an die Umgebungstemperaturen gewöhnen können. Ich säe immer ein paar mehr Samen aus, als ich Pflanzen haben möchte. Erstens keimen nicht alle Samen und zweitens wird nach dem Auspflanzen gerne schon mal die ein oder andere Pflanze von einer Schnecke oder einem Vogel dahingerafft. Daher finde ich es immer sinnvoll ein paar Pflanzen mehr zu haben, als ich benötige. Trotzdem ist es besonders bei Salat sinnvoll nicht zu viele Pflanzen gleichzeitig zu säen, da sie in der Regel auch nahezu gleichzeitig erntebereit sind. Wer braucht schon 25 Salate auf einmal? Dann säe ich lieber später im Frühjahr alle 3-4 Wochen ein paar neue Samen aus, die dann zeitverzögert wachsen und auch nacheinander erntebereit sind.
Wer das Glück hat ein Gewächshaus zur Verfügung zu haben, stellt die vorbereiteten Aussaatschalen einfach dort hinein. Hier werden sie sogar noch 2-3 Wochen vorher keimen, da ein geschützteres Kleinklima herrscht und sich das Gewächshaus an sonnigen Tagen stärker erwärmt. Im Gewächshaus kann ich auch schon je nach Witterung im März, jedoch spätestens Anfang April die ersten, so vorgezogenen Salatpflänzchen auspflanzen. Stelle ich eine Schale mit Salatsamen ins Gewächshaus und eine ins Freiland oder auf den Balkon, habe ich wunderbar zeitversetzte Pflänzchen.
Bevor im Januar der Frost kommt, säe ich auch gerne ein paar Möhren aus. Wichtig ist hierbei die Sortenwahl. Es gibt Winter und Sommermöhren, d.h. langsamwachsende und schnellwachsende Sorten. Ich wähle für die Winteraussaat eine schnellwachsende Sorte, wie z. B. eine Nantaise mit einer Entwicklungszeit von ca. 90 Tagen. Auch hier bleiben die Samen jetzt so lange in der Erde liegen, bis sie selber entscheiden, dass es Zeit ist zu wachsen. Durch diese Art der Aussaat kann ich mit der Ernte meistens ab Anfang Juni, also gut 2-3 Wochen eher anfangen, als wenn ich auf günstiges Wetter im März warte, damit ich endlich mit der Aussaat beginnen kann. Bis die Samen keimen muss ich nur darauf achten, dass die Erde einigermaßen feucht ist. Möhrensamen haben im Sommer eine ungefähre Keimdauer von 3 Wochen, also selbst wenn es keinen richtigen Winter gibt, nicht wundern, wenn sich am Anfang nichts tut. Wichtig ist es, hiermit wirklich bis kurz vor einer längeren Frostperiode im Januar oder Februar zu warten. Würde ich diese Arbeit nicht erst vor den ersten starken Frösten machen, sondern schon eher, z. B. im Herbst, könnte es passieren, dass die Samen zu früh anfangen zu keimen und dann erfrieren.
Am liebsten bereite ich für die Möhrenaussaat einen Palettenrahmen vor, da sich der im Frühjahr schneller erwärmt, als ein normales Gartenbeet ohne Holzumrandung. Ins Beet kann man die Möhren natürlich auch säen, sie brauchen dann nur etwas länger. Ich harke das Beet oder den Palettenrahmen durch, entferne alle Beikräuter und verbessere den Boden mit Kompost oder Bokashi (eine Art Kompost aus fermentiertem Bioabfall). Dann säe ich die Möhrensamen breitwürfig oder in Reihen mit einem Reihenabstand von ca. 15 cm aus. Ich drücke die Samen, die sehr fein sind, mit der Handfläche etwas an und bedecke sie dünn mit feiner Komposterde. Anschließend lege ich ein Vlies über die Aussaat und gieße sie mit der Brause der Gießkanne an. Das Vlies muss über das Beet gelegt werden, um die Aussaat und später auch die zarten Pflänzchen vor Vögeln, Katzen, Wind und Regen zu schützen. Ich nehme das Vlies erst ab, wenn die Möhren ca. 3-5 cm hoch sind. Auch hier kann ich die Möhrenernte etwas verfrühen, wenn ich die Samen im Gewächshaus aussäe. Meistens habe ich zur Saatzeit schon einen freien Platz im Gewächshaus, den ich wie oben beschrieben vorbereite. So habe ich in einem milden Frühjahr schon Mitte Mai die ersten zarten Möhrchen geerntet. Ich säe immer ein Beet im Gewächshaus und eins im Freiland mit frühen Möhren aus. So erreiche ich, dass sich die frühe Ernte über ein paar Wochen hinzieht.
Dies sind alles kleine Arbeiten, die allerhöchsten 20 - 30 Minuten in Anspruch nehmen. Trotzdem geben sie mir das Gefühl, dass ich mich schon im Januar aktiv mit dem Garten beschäftigen kann. Und das ist es ja, was wir Gärtner wollen, raus aus der Winterruhe, rein in die neue Saison, auch wenn es draußen noch kalt und grau und stürmisch ist. Beim Aussäen träume ich schon von den leckeren Salaten und den wunderschönen Kohlpflanzen, aus denen ich später im Jahr leckere Gerichte zaubern werde. Ein weiterer Pluspunkt der Winteraussaaten ist, dass ich meine Zeit besser einteilen kann. Wenn ich am ersten schönen Tag im Frühjahr wieder alles auf einmal erledigen möchte, brauche ich mich um die Aussaaten nicht mehr zu kümmern. Im Gegenteil, wenn ich dann nach getaner Arbeit mit einer Tasse Tee durch den Garten gehe, erfreue ich mich an dem jungen sprießenden Grün, das schon wächst.
Das war ein Gastbeitrag von Kassiolino. Bei Fragen und Anmerkungen schreibe uns gerne an [email protected]. Du willst das ganze Jahr über hilfreiche Gartentipps bekommen und deine eigenen Beete optimal planen? Dann registriere dich hier oder lade dir die Fryd-App für Android oder iOS herunter.
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Tini (39), bewirtschaftet seit 2004 einen naturnahen und nachhaltigen Garten. Auf inzwischen 800 qm baut sie erfolgreich Obst und Gemüse für die ganze Familie an. Ihr besonderes Augenmerk liegt auf dem Anbau und der Ernte in der kalten Jahreszeit. Sie schreibt gelegentlich als Gastautorin für das Fryd Magazin.
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