Ohne zusätzlichen Dünger würden viele Kulturpflanzen eher schlecht als recht wachsen. Doch die Volksweisheit "viel hilft viel" trifft hier nur bedingt zu. Einerseits schadet zuviel Dünger deinen Kulturpflanzen, doch noch viel wichtiger: Ein unbedachter Umgang mit Dünger schadet der Biodiversität, der Grundwasserqualität und dem Klima. Worauf du achten solltest, wenn du deine Gemüsebeete düngst, erfährst du in diesem Artikel.
Pflanzen brauchen bestimmte chemische Elemente, um wachsen zu können. Diese können sie nur in bestimmten Formen aufnehmen. In mineralischen Düngern sind die Nährelemente in genau der Form enthalten, in der Pflanzen sie aufnehmen können. Synthetische Flüssigdünger enthalten meist die isolierten Hauptnährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium in mobiler Form. Durch die leicht pflanzenverfügbaren Nährstoffe in synthetischen Düngern, schlägt eine mineralische Düngung meist sofort an. So erholen sich Pflanzen, die unter Nährstoffmangel leiden schnell.
Pflanzen können die Nährstoffe so gut aufnehmen, weil sie im Boden sehr gut beweglich sind. Sie lösen sich gut in Wasser und sind nicht an Bodenpartikel gebunden. Das sorgt jedoch nicht nur dafür, dass sie von Pflanzen leicht aufgenommen werden können, sie sind auch sehr auswaschungsgefährdet. Außerdem haben sie aufgrund ihrer hohen Mobilität nur eine sehr kurzfristige Düngewirkung.
Ein weiteres Manko mineralischer Dünger ist ihr Herstellungsprozess. Die drei großen Pflanzennährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium, sowie viele Mikronährstoffe werden auf sehr energieintensive Weise gewonnen - entweder aus der Atmosphäre oder in Bergwerken. Diese Herstellungsprozesse sind alles andere als umweltfreundlich. Wer also aus Umweltbewusstsein heraus gärtnert, sollte wenn möglich ganz auf Mineraldünger verzichten. Denn es gibt genügend natürliche Alternativen.
Organische Dünger bestehen, wie ihr Name schon sagt, aus organischem Material. Organisches Material ist alles, was vorher einmal gelebt hat. Die Nährelemente sind also teilweise in komplexeren Verbindungen festgesetzt und werden so mit der Zeit freigesetzt, wenn der Dünger im Boden von Mikroorganismen verarbeitet wird. Dadurch erhalten viele organische Dünger eine langfristige Düngewirkung.
Je nach Ausgangsmaterial entspricht die Zusammensetzung des Düngers nicht nur den Bedürfnissen der Pflanzen, sondern stellt gleichzeitig eine Nahrungsquelle für Bodenorganismen dar. In einem ökologisch gepflegten Garten ernährst du in erster Linie das Bodenleben und dieses ernährt durch seine Ausscheidungen wiederum deine Pflanzen. Ein weiterer Vorteil organischer Düngemittel ist, dass du sie oft selbst herstellen kannst - ob Kompost, Pflanzenjauche oder Gründüngung: Sobald dir ein Garten zur Verfügung steht, hast du im Normalfall alles was du brauchst, um diese Formen organischen Düngers selbst herzustellen.
Intuitiv gehen wir oft davon aus, dass viel Dünger den Pflanzen auch hilft besser zu wachsen. Während es richtig ist, dass einige Pflanzen sehr hungrig sind, trifft auch ein anderer Spruch zu: Die Dosis macht das Gift. Denn mit zu viel Dünger kann auch der hungrigste Starkzehrer (z.B. Kohl, Kürbis) eingehen. Schwachzehrer (z.B. Salat, Buschbohne) mit ohnehin schon niedrigem Nährstoffbedarf reagieren auf Überdüngung besonders empfindlich. Sie werden dadurch anfälliger für Krankheiten und Schädlinge. Überlege dir beim Düngen also immer welche Pflanze du gerade vor dir hast und wie viele Nährstoffe sie überhaupt braucht.
Vor allem mit flüssigen und mineralischen Düngern solltest du sparsam umgehen. Die hier enthaltenen Nährstoffe sind im Boden besonders mobil. Das bedeutet: wenn zu viel gedüngt wird und es dazu vermehrt regnet, landet der Dünger gerne mal im Grundwasser, statt in den Pflanzen. Dann hat sich erstens das Düngen überhaupt nicht gelohnt und zweitens ist zu viel Nitrat oder Phosphat im Grundwasser gefährlich für die Trinkwasserqualität. Außerdem kann es durch Eutrophierung (= Nährstoffanreicherung) von Gewässern zur Abnahme der Artenvielfalt kommen.
Eine Gefahr für das Klima geht besonders von Stickstoff in Düngemitteln aus. Wird zu viel oder zum falschen Zeitpunkt Stickstoff gedüngt, kann es passieren, dass dieser im Boden mikrobiell über mehrere Zwischenstufen zu Lachgas (N2O) umgewandelt wird. Das ist ein Treibhausgas, das etwa 300 mal schädlicher ist als CO2. Wenn du für den Anbau deines eigenen Gemüses also zu viel Stickstoffdünger verwendest, schadest du unter Umständen dem Klima und der Umwelt.
Dünge am besten mit organischem Material, Mineraldünger solltest du auf jeden Fall vermeiden. Dazu gehören Klassiker wie Kompost/Heißkompost und Mist, aber auch Hornspäne, Schafswolle, Gesteinsmehl und Kalke. Diese organischen Festdünger wirken als Langzeitdünger und sollten einmal pro Saison als Grunddüngung ausgebracht werden. Aus Gründen der Nachhaltigkeit sind pflanzenbasierte Materialien i.d.R. vorzuziehen. Da Hornspäne und Knochenmehl jedoch sowieso Abfallprodukte der Fleischindustrie sind, ist es sinnvoll sie zurück in den Nährstoffkreislauf zu führen und so ihren Wert zu nutzen.
Um während der Saison bei hungrigen Starkzehrern oder Pflanzen mit Nährstoffmangel zuzudüngen eigenen sich organische Flüssigdünger wie Pflanzenjauchen, Komposttee oder das Ferment aus dem Bokashi-Eimer. Diese Flüssigdünger solltest du allerdings bedarfsgerecht und sparsam anwenden, da sie sonst ins Grundwasser ausgewaschen werden können.
Aus ökologischer Sicht ist es zudem sinnvoll, Nährstoffkreisläufe so kurz wie möglich zu halten. Kaufe also so wenig wie möglich zu, sondern stelle möglichst viel Dünger (Kompost, Pflanzenjauchen, Fermente) selbst her. Die Nährstoffe, die in gekauftem Dünger enthalten sind, wurden an anderer Stelle einem Ökosystem entnommen und müssen dort auch wieder durch Dünger ersetzt werden. Außerdem braucht der Transport Energie, die gespart werden kann, wenn Dünger am Ort des Verbrauches selbst produziert wird.
Biologisch zu Düngen bedeutet neben der Versorgung der Pflanzen, auch das Bodenleben zu fördern und erhalten. Denn damit eine organische Düngung ,,funktioniert", ist ein aktives Bodenleben sehr wichtig.
Hierfür ist zum Einen eine ganzjährige Bodenbedeckung sehr wichtig, damit die Bodenlebewesen stets Nahrung zur Verfügung haben. Um zusätzlich Nährstoff im Boden anzureichern, kannst du hierfür nach deinen Kulturpflanzen eine Gründüngung säen.
Zum Anderen ist es wichtig, die Bodenqualität aufrecht zu erhalten. Gartenböden versauern mit der Zeit, also der pH-Wert sinkt. Dadurch sind weniger Nährstoffe im Boden pflanzenverfügbar und die biologische Aktivität im Boden sinkt. Um dem entgegen zu wirken und den pH-Wert relativ konstant zu halten, solltest du regelmäßig eine Kalkung durchführen.
Mehr Tipps zum ökologischen Gärtnern findest du im Artikel zum Thema. Hier findest du mehr Informationen zu natürlichen Düngen und Pflanzen schützen ohne Chemie.
Wir hoffen, du hast nun einen guten Überblick über das Thema Düngen und weißt, welche Mittelchen du lieber weg lassen solltest. Bei Fragen und Anmerkungen schreibe uns gerne an [email protected].
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Annabell studiert Agrarbiologie an der Uni Hohenheim. Auch privat gärtnert sie gerne, verbringt viel Zeit in der Natur und liebt es kreativ zu sein.
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Mit Düngern ist nährstoffreiches Material oder Präparat gemeint, dass Nährstoffe für Pflanzen bereitstellt. Es gibt mineralische Dünger, die aus leicht-löslichen und oft flüssigen Nährstoffen bestehen. Oder organische Dünger wie z.B. Kompost oder Mist.
Organischer Dünger besteht aus Material, das einmal gelebt hat. Während Bodenleben das organische Material zu Humus abbauen, werden Nährstoffe frei, die für die Pflanzen verfügbar sind.
Was sind Nachteile mineralischer Dünger?
Mineralische Dünger werden oft chemisch-synthetisch unter großem Energieaufwand hergestellt. Zudem sind sie auswaschungsgefährdet, wodurch Gewässer wie das Grundwasser, Meere und Flüsse belastet werden.
Vermeide mineralische Dünger und nutze stattdessen organische Dünger wie Kompost. Dünge nicht zu viel, um eine Auswaschung zu verhindern. Der Boden sollte genügend Nährstoffe enthalten, wenn du einmal im Jahr mit ordentlich Kompost düngst.