Anzucht & Aussaat
Gurken vorziehen: So erhältst du gesunde Jungpflanzen
Pikieren bedeutet, Keimlinge ein paar Wochen nach der Aussaat zu vereinzeln und in eigene Töpfe mit frischer Erde zu setzen. Wir erklären dir, was es beim Pikieren von Jungpflanzen zu beachten gibt. Außerdem geben wir Tipps zum Pikieren beliebter Kulturen wie z.B. Tomaten und Paprika.
Das Pikieren von Sämlingen ist ein wichtiger Teil der eigenen Jungpflanzenanzucht. Sind deine gesäten Samen gekeimt und zu kleinen Keimlingen herangewachsen, wird der Platz in den Anzuchttöpfen oft knapp. Um stark heranzuwachsen, brauchen die Pflanzen nun aber mehr Nährstoffe und Platz. Und genau deswegen pikierst du deine Jungpflanzen.
Aber was genau bedeutet pikieren? Beim Pikieren setzt du die Jungpflanzen auseinander und vereinzelst die Keimlinge. Jede Jungpflanze bekommt ihren eigenen Topf mit nährstoffreicher Erde.
Beim Vereinzeln der Jungpflanzen musst du sehr vorsichtig sein, denn ihr Spross und die Wurzeln sind noch zerbrechlich und zart. Deswegen nehmen erfahrende Gärtner:innen passendes Werkzeug zur Hand. Mit einem sogenannten Pikierstab kannst du die die Jungpflanzen behutsam aus der Erde lösen. Einen Pikierstab kannst du als solchen in einem Gartenbedarfsladen kaufen. Alternativ eignet sich aber auch ein Löffel oder ein Pikierstab aus Holz. Hierfür kannst du einfach einen Ast mit einem Durchmesser von etwa 1 cm sammeln. Das Holz sollte glatt sein und ohne scharfe Kanten, um die Sämlinge nicht zu verletzen.
Der richtige Zeitpunkt, die Jungpflanzen auseinanderzusetzen ist, wenn beide Keimblätter bereits voll entwickelt und zumindest die Ansätze der ersten ,,richtigen'' Blätter zu sehen sind. Pikierst du zu früh, riskierst du, dass deine Setzlinge einen Schock bekommen und eingehen. Warte aber auch nicht zulange mit dem Pikieren, denn die Sämlinge wachsen in nährstoffarmer Anzuchterde - früher oder später fehlen für eine gute Entwicklung Nährstoffe im Boden. Deswegen ist ein guter Zeitpunkt zum Pikieren während der Entwicklung der ersten Laubbläter. Im Samen sind genügend Nährstoffe enthalten, dass der Sämling sich bis zu den Keimblättern aus eigener Kraft entwickeln kann. Dann ist er auf Nährstoffe im Boden und das Sonnenlicht angewiesen, um selbst Biomasse zu produzieren.
Beim Samen säen wird nährstoffarme Anzuchterde verwendet. Das fördert die Entwicklung eines gesunden Keimlings mit solidem Wurzelwerk. Beim Pikieren und ersten Umzug in einen eigenen Topf bekommt der Setzling frische, nährstoffreiche Gartenerde. Wähle hierfür eine Bio-Gartenerde ohne Torf, um ökologisch und nachhaltig zu Gärtnern. Je nachdem, welche Pflanze du pikierst, kannst du die Erde an die Bedürfnisse der Pflanzen anpassen. Schwachzehrende Kräuter mögen Erde mit hohem Sandanteil lieber. Viele Gemüsepflanzen wie Kürbis und Tomaten brauchen allerdings nährstoffreiche Erde mit einer hohen Wasserspeicherfähigkeit. Hier solltest du keinen Sand untermischen.
Besonders bei Kulturen, die bereits früh im Jahr vorgezogen werden (z.B. Paprika) ist die Gefahr groß, dass deine Sämlinge vergeilen. Keimlinge vergeilen, wenn das Verhältnis von Licht und Wärme nicht stimmt. Bei einer Anzucht auf der Fensterbank ist es meist relativ warm und verhältnismäßig dunkel. Zudem sind die Tage so früh im Jahr noch kurz. Auf der Suche nach Sonnenlicht wachsen die Keimlinge schnell in die Höhe. Sie haben einen dünnen Spross, der die Blätter kaum tragen kann. Dadurch werden sie instabil. Hier kann es helfen, die Jungpflanzen umzutopfen und zu pikieren. Durch das Vereinzeln der Jungpflanzen gibt es weniger Konkurrenz um Licht. Um ihre Stabilität zu erhöhen, kannst du die Jungpflanzen zudem tiefer pflanzen.
Oft werden Tomaten breitwürfig in Aussaatschalen ausgesät und müssen nach einiger Zeit pikiert werden. Alternativ kannst du auch in Multitopfpaletten anziehen und 2 bis 3 Samen pro Topf säen. In beiden Fällen brauchen die Tomatenkeimlinge nach ein paar Wochen einen größeren Topf mit nährstoffreicher Erde oder spezieller Tomatenerde.
Tomaten werden beim Pikieren in der Regel tiefer in die Erde gesetzt wie zuvor. Das gibt ihnen zusätzlich Stabilität, denn die Tomatenpflanzen bilden aus ihren Spross zusätzliche Wurzeln (Adventivwurzeln). Setze den Tomatenkeimling maximal bis zu den Keimblättern in die Gartenerde. Lasse die Keimblätter ruhig an der Pflanze. Ansonsten entsteht eine Wunde durch die Krankheiten einfacher eindringen können. Die Keimblätter sterben mit der Zeit einfach ab.
Tomaten bilden die ersten Laubblätter etwa drei Wochen nach der Keimung. Dann wird es Zeit, deine Tomatenkeimlinge zu pikieren. Von nun an wachsen sie zu stattlichen Jungpflanzen heran, bis sie ins Gewächshaus oder ggf. ins Freie gepflanzt werden. Wenn du weißt, dass es noch etwas hin ist bis zur Auspflanzung, solltest du einen entsprechend großen Topf für die Tomatenpflanze wählen.
Die optimale Keimtemperatur bei Tomaten liegt zwischen 20 bis 25 Grad. Nach dem Pikieren sollten die Tomatensetzlinge allerdings kühler stehen. Dann sind Temperaturen zwischen 15 bis 20 Grad perfekt. Ist es zu warm, riskierst du, dass deine Tomatenpflanzen vergeilen. Das Verhältnis zwischen Temperatur und Licht muss stimmen. Ansonsten entwickeln sich die Keimlinge nur dünn und schmächtig.
Paprika und Chili werden ebenso wie Tomaten gerne vorgezogen. Diese Sonnenanbeter haben nämlich eine lange Wachstumszeit und brauchen den Vorsprung, damit wir am Ende der Saison auch ernten können. Das Pikieren funktioniert genau wie bei Tomatenkeimlingen. Auch Chili und Paprika kannst du tiefer in die Erde setzen, um die Stabilität zu erhöhen. Paprika setze ich allerdings nicht ganz so tief wie Tomaten, sondern nur so tief, dass ein bis zwei Zentimeter vom Spross aus der Erde schauen.
Paprika ist eine sehr langsam wachsende Kultur, die viel Geduld abverlangt. Erst etwa vier Wochen nach der Keimung zeigen sich hier erste Laubblätter. Dann kannst du deine Paprikakeimlinge pikieren und umtopfen. Nach dem Pikieren sollten die Paprikapflanzen an einem hellen Plätzchen stehen mit Temperaturen um die 20 Grad.
Kohlrabipflanzen sind besonders früh im Jahr eine beliebte Kultur, denn sie sind robust und kälteresistent. Kohlrabikeimlinge brauchen daher nach dem Pikieren relativ niedrige Temperaturen zwischen 12 bis 15 Grad. Unter 12 Grad beginnen Kohlrabipflanzen, Knollen auszubilden.
Beim Kohlrabi pikieren kannst du die Keimlinge zwar etwas tiefer in die Erde setzen, das ist aber nicht unbedingt nötig. Vorallem bei vergeilten Kohlrabikeimlingen kann das der Pflanze aber mehr Stabilität geben. Generell gilt aber, nicht zu tief zu setzen, denn die Kohlrabipflanze bildet ihre Knollen oberirdisch über dem zweiten oder dritten Laubblatt.
Salat kannst du beitwürfig aussäen und als Pflücksalat oder Baby-Leaf-Salat ernten. Pflücksalat muss nicht pikiert werden. Sind deutlich zuviele Jungpflanzen gekeimt oder gesät, kannst du aber ein wenig ausdünnen. Alternativ gibt es Salate, die Köpfe bilden. Kopfsalate müssen pikiert und vereinzelt werden, um genug Platz zu haben.
Salatpflanzen wachsen relativ schnell: ein bis zwei Wochen nach der Aussaat kannst du pikieren. Hier ist eine ruhige Hand gefragt, denn die Salatkeimlinge sind ganz klein und zart. Beim Pikieren kannst du die Pflanzen etwas tiefer setzen, v.A. wenn deine Salatkeimlinge vergeilt sind. Allerdings sollte das Herz der Salatpflanze beim Auspflanzen später etwas erhöht eingepflanzt werden.
Kürbisgewächse sind sehr wärmeliebende Kulturen mit einer relativ langen Wachstumsphase. Daher werden auch Gurken, Zucchini, Kürbis und Melonen häufig auf der Fensterbank vorgezogen. Anders als bei vielen anderen Kulturen versucht man hier, das Pikieren zu vermeiden. Die Wurzeln dieser Pflanzen sind nämlich sehr empfindlich und mögen pikieren und umtopfen nicht so sehr. Daher werden diese Kulturen meist einzeln ausgesät, direkt in einen größeren Topf (um die 10 cm).
Die Keimlinge dieser Gemüsepflanzen kannst du auch ohne weiteres tiefer setzen, zumal sie auch gerne vergeilen. Sie werden recht früh im Jahr gesät, wenn die Tage noch kurz und dunkel sind. Es sollte aber noch ein wenig Spross oberirdisch sichtbar sein und die Keimblätter etwa 2 bis 3 cm über der Erde rausschauen.
Bei Fragen und Anmerkungen schreibe uns gerne an [email protected].
Du willst das ganze Jahr über hilfreiche Gartentipps bekommen und deine eigenen Beete optimal planen? Dann registriere dich hier oder lade dir die Fryd-App für Android oder iOS herunter.
Fryd - Dein digitaler Beetplaner
Marie ist Agrarwissenschaftlerin. Sie interessiert sich besonders für den nachhaltigen und ökologischen Anbau von Gemüse und anderen Pflanzen. Im eigenen Garten sammelte sie dabei Erfahrungen und probiert sich gerne aus, um von der Natur zu lernen. Dabei liegen ihr Werte und Prinzipien der Permakultur besonders am Herzen, um neben dem Wohl für die Natur, auch für das Wohlergehen der Menschen und zukünftiger Generationen beizutragen.
Mehr erfahrenWerde Teil einer Gemeinschaft von gleichgesinnten Hobbygärtner:innen und erhalte Zugang zu praktischen Tipps, App-Einblicken und interessanten Artikeln, um das Beste aus deinem Garten herauszuholen.
Beim Pikieren werden Jungpflanzen, die zu dicht gesät wurden, vereinzelt und in eigene Töpfe mit nährstoffreicher Erde umgesetzt. Dies fördert das Wachstum und die Entwicklung eines stärkeren Wurzelwerks.
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Jungpflanzen sollten pikieren werden, wenn die Keimblätter voll entwickelt sind und sich die ersten richtigen Blätter zeigen.
Welche Erde sollte man zum Pikieren verwenden?
Für das Pikieren wird nährstoffreiche Gartenerde empfohlen, die den Bedürfnissen der spezifischen Pflanzenart angepasst sein kann.
Was muss man beim Tomaten pikieren beachten?
Beim Pikieren sollten Tomaten tiefer eingepflanzt werden, damit sie aus dem im Boden liegenden Stängel neue Wurzeln bilden und so stabiler werden.