Brennnesseljauche herstellen: Der natürliche Dünger
Brennnesseljauche versorgt die Pflanze mit natürlichem Stickstoff, Kalium und weiteren wichtigen Mineralien. Zusätzlich ist sie ein ökologisches Pflanzenschutzmittel, denn sie wirkt zum einen pflanzenstärkend und macht so die Pflanze wiederstandsfähiger. Zum anderen halten die in der Jauche gelösten Nesselgifte unerwünschte Gäste fern. Wie du deine eigene Brennnesseljauche herstellen kannst und wie du sie richtig im Garten anwendest, erklären wir dir in diesem Artikel.
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Quick Overview
Eigene Brennnesseljauche herstellen: eine Anleitung
- Schneide die Brennnesseln in kleine Stücke und fülle sie in einen Eimer
- Fülle den Eimer mit Wasser
- Decke den Eimer mit einem Tuch oder lose mit dem Deckel ab. Auf keinen Fall fest verschließen! Bei der Fermentierung entstehen Gase, die entweichen müssen.
- Stelle den Eimer an einen warmen, schattigen Ort.
- Rühre den Eimer einmal am Tag um.
- Nach zwei Wochen ist die Brennnesseljauche fertig.
- Gieße den Inhalt des Eimers durch ein Sieb oder Tuch um die Pflanzenteile zu entfernen.
Das Besondere an Brennnesseljauche:
Brennnesseljauche ist das Produkt einer Fermentation von frischen oder getrockneten Pflanzenteilen der Brennnessel. Die Fermentierung ist ein natürlicher Prozess, der unter sauerstoffarmen Bedingungen stattfindet. Dabei sind viele effektive Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien beteiligt, die Kohlenhydrate (Kohlenstoff) verstoffwechseln. Andere Nährstoffe wie Stickstoff, Kalium und Phosphor werden so in löslicher Form in der Jauche angereichert.
Aus Wildkräutern kann man neben Jauchen auch Aufgüsse und andere Extrakte gewinnen. Eine Übersicht über natürliche Mittel zur Pflanzenstärkung aus Wildkräutern findest du im Artikel zum Thema. Hier geht es um Pflanzenjauchen, -tees und -sude und ihre Unterschiede. Ein beliebter Tee/ Sud ist der Ackerschachtelhalmsud. Neben Pflanzentees, kannst du auch Kompost aufgießen und Komposttee herstellen.
Allrounder Brennnesseljauche: Dünger & Pflanzenschutz
Brennnesseljauche ist ein super Flüssigdünger! Die gelösten Nährstoffe sind leicht pflanzenverfügbar und können von der Pflanze gut aufgenommen werden. Deswegen zeigt sich eine schnelle Besserung bei einem auftretenden Nährstoffmangel. Die gelösten sekundären Inhaltsstoffe wirken als Abwehrstoffe gegen pflanzenfressende Schädlinge und Pathogene. So werden die Abwehrkräfte deiner Pflanzen gestärkt. Bei der Fermentation entstehen außerdem Enzyme, die biologische Prozesse im Stoffwechsel der Pflanze und im Boden unterstützen. Diese Enzyme fördern zusammen mit den aktiven Mikroorganismen im Ferment den Humusaufbau im Boden. Brennnesselferment wirkt somit nicht nur nährstoffergänzend, sondern verbessert auch die Rahmenbedingungen der Pflanzen.

Rezept für deine eigene Brennnesseljauche
Material
- 100 g frische oder 25 g getrocknete Brennnesseln auf 1 L Wasser
- Regenwasser
- Eimer aus Holz, Stein, Kunstoff (kein Metall, da es durch die Säure der Gärung korrodieren kann!)
- optional Lehm, Gesteinsmehl oder Kompost
Anleitung zur Herstellung von Brennnesseljauche
- Schneide die Brennnesseln in kleine Stücke und fülle sie in einen Eimer.
- Befülle den Eimer mit Wasser. Hierfür eignet sich Regenwasser am besten.
- Decke den Eimer mit einem Tuch oder lose mit dem Deckel ab. Auf keinen Fall fest verschließen! Bei der Fermentierung entstehen Gase, die entweichen müssen.
- Stelle den Eimer an einen warmen, aber schattigen Ort. Die effektiven Mikroorganismen haben es gerne ein wenig wärmer und zersetzen so das Pflanzenmaterial schneller.
- Rühre die Jauche einmal am Tag um, das beschleunigt den Gärungsprozess.
- Nach 10 bis 14 Tagen, spätestens nach drei Wochen, ist die Brennnesseljauche fertig. Das erkennst du daran, dass keine aufsteigenden Blasen oder Schaum mehr an oder Oberfläche zu sehen sind.
- Gieße den Inhalt des Eimers durch ein Sieb oder Tuch, um die Pflanzenteile zu entfernen. Die vergorenen Pflanzenreste eigenen sich prima als Mulch für deine Beete.
Unser Tipp: Um die Bildung von unangenehmen Gerüchen zu mindern kannst du beim Ansetzen der Jauche Gesteinsmehl, Lehm oder ein wenig Kompost mit in den Eimer geben.

Haltbarkeit von Brennnesseljauche
In einem Kanister hält sich Jauche problemlos mehrere Wochen bis Monate, solange du sie kühl lagerst. Um regelmäßig neues Ferment herstellen zu können, solltest du für die kalten Jahreszeiten Brennnesseln und andere Wildkräuter trocknen. Der beste Zeitpunkt, die Brennnesseln hierfür zu ernten, ist vor der Blüte zwischen Mai und Juli. Junge Brennnesseln enthalten nämlich am meisten Mineralstoffe und Vitamine.
Brennnesseljauche im Garten richtig anwenden
Durch die milchsaure Fermentierung hat Brennnesseljauche einen sauren pH-Wert. Um die Wurzeln und Blätter der Pflanzen nicht zu verbrennen, musst du die Brennnesseljauche vor der Anwendung verdünnen. Dabei variiert das Mischverhältnis nach den Bedürfnissen der Pflanzen und dem Ziel der Anwendung:
Brennnesseljauche als Dünger
Brennnesseljauche kannst du vielfältig als Dünger anwenden. Hier eine Übersicht über deine Möglichkeiten zur Anwendung
Art der Anwendung | Anwendung |
---|---|
als Grunddüngung für den Boden | unverdünnt auftragen; vor Saisonbeginn (1 Woche vor Pflanzung) einarbeiten |
als Blattdüngung für die Kulturen | verdünnt; bei Nährstoff-Mangelerscheinungen wie Chlorosen alle zwei Wochen aufbringen |
als Düngung für Kulturen und Bodenleben | verdünnt je nach Nährstoffbedarf der Kulturen alle zwei Wochen düngen |
Je nach Nährstoffbedarf der Kulturen verdünnst du die Jauche mehr oder weniger stark mit Regenwasser:
Kultur | Verhältnis (Jauche : Wasser) |
---|---|
starkzehrende Pflanzen | 1 : 10 |
mittelzehrende Pflanzen, empfindliche Pflanzen & Setzlinge | 1 : 20 |
schwachzehrende und stickstoff-fixierende Pflanzen | keine Düngung |
Blattdüngung bei Mangelerscheinungen | 1 : 50 |

Vorbeugender Pflanzenschutz: Brennnesseljauche zur Pflanzenstärkung
- Obwohl Brennnesseljauche oft als natürliches Wundermittel für den Pflanzenschutz bezeichnet wird, ist ihre Wirkung noch umstritten. Häufig zeigt sich nach der Anwendung bei einem Befall kein nennenswerter Erfolg. Die Kraft der Brennnesseljauche liegt hier eher in der vorbeugenden Wirkung.
- Durch die Inhaltsstoffe der Brennnesseljauche werden deine Pflanzen wiederstandsfähiger gegen Pathogene und Schädlinge. So kann ein Befall im Vorhinein abgewendet oder zumindest vermindert werden. Das liegt vorallem an der zellwand-stärkenden Wirkung der Kieselsäure. Durch die stärkeren Zellwände können zum einen Pathogene nicht so leicht in die Pflanze eindringen. Zum anderen erschwert es saugenden Insekten, wie Blattläusen, die wertvollen Assimilate aus den Blättern zu saugen.
Art der Anwendung | Anwendung |
---|---|
als Pflanzenstärkungsmittel gegen Schädlinge | verdünnt mit einem Verhältnis von 1 : 10 alle 7 bis 14 Tage aufbringen |
Das gibt es zu beachten bei der Anwendung: | - keine Pflanzenteile besprühen, die du noch verzehren möchtest |
- besprühe auch die Unterseite der Blätter, denn da sitzen viele Schädlinge gerne | |
- der Geruch von Berennnesseljauche lockt Kohlweißlinge an (Alternativ: Ferment aus Rainfarn oder Wermut) |
Rotteförderung: Brennnesseljauche für den Kompost
- Da Brennnesseljauche bioaktiv wirkt, lohnt es sich auch den Kompost hin und wieder mit dem unverdünnten Präparat zu gießen. Das beschleunigst die Kompostierung und bereichert den Kompost mit wertvollen Nährstoffen. Diese Wirkung kannst du auch nach einer Gründüngung für dich nutzen. Nachdem die Pflanzenteile in den Boden eingearbeitet wurden, unterstützt Brennnesseljauche deren Umsetzung zu fruchtbarem Gartenboden.

Viel Erfolg beim Ansetzen deiner Brennnesseljauche! Für Fragen und Anmerkungen schreib uns gerne unter [email protected] oder teile deine Erfahrungen auf Social Media mit uns.
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Titelbild von Paul Morley auf Unsplash.