Was, man kann auch im Winter gärtnern? Man glaubt es zwar kaum, aber auch in der kalten Jahreszeit lässt sich einiges an Gemüse pflanzen und ernten. Gerade wenn du dich selbst versorgen möchtest, empfiehlt es sich auch den Winter für deinen Gemüseanbau zu nutzen. Welche Sorten du anbauen kannst und was es im Freiland, auf dem Balkon oder Hochbeet im Winter zu beachten gibt, erfährst du in diesem Artikel.
Um eigenes Gemüse im Winter anzubauen, hast du verschiedene Möglichkeiten. Im Folgenden stellen wir dir vor, wie der Wintergemüse-Anbau funktionierten kann.
Geschützter Anbau bedeutet nichts anderes, als dass du deine Kulturen vor Umwelteinflüssen wie Kälte "schützen" möchtest. Das gelingt dir zum Beispiel durch Folientunnel, Vlies oder im Gewächshaus. Dadurch lässt sich die Erntesaison in die Länge ziehen, wodurch du auch noch im Winter ernten kannst. Kulturen wie beispielsweise Tomaten, werden in Mitteleuropa fast ausschließlich im geschützten Anbau produziert. Im Freiland wäre das Krankheitsrisiko viel zu groß, sodass man sie ganzjährig in Gewächshäusern anbaut. Wie du dein Gewächshaus winterfest machen kannst und einen Pflanzplan für das Gewächshaus im Winter, findest du hier im Artikel.
Auch im Freiland lassen sich im Winter ein paar Kulturen anbauen. Einige frostharte Sorten können der Kälte trotzen oder werden durch niedrige Temperaturen erst geschmackvoll. Das liegt vor allem an der Stärke in den Pflanzen, die durch Kälte in Zucker umgewandelt wird. Im Freiland kannst du deine Pflanzen zusätzlich durch eine Mulchschicht schützen. Kohlarten, Wurzelgemüse und Wintersalate sind bekannte Vertreter von Wintergemüse. Welche Sorten sich für Freilandanbau im Winter eignen, erfährst du weiter unten.
Manches Gemüse kannst du einfach auf dem Feld stehen lassen, obwohl es schon kalt wird. Das schadet diesem Gemüse nicht, sondern hält es über den Winter schön frisch. Dadurch kann dich dein Garten auch bei Kälte mit wichtigen Vitaminen und Nährstoffen versorgen.
Einige winterharte Gemüsesorten brauchen genügend Zeit, damit sie groß genug sind, um mit den ersten Frösten klarzukommen. Zu diesen langsam wachsenden Sorten gehören viele Kohlvariationen wie Rosenkohl, Chinakohl und Wirsing. Auch Wurzelgemüse wie Topinambur, Rote Bete, Pastinaken und Schwarzwurzeln brauchen ausreichend Zeit (ca. 100 Tage) für ihr Wachstum. Zu den mittelschnellen Gemüsesorten gehören Butter-, China- und Grünkohl, sowie der Zuckerhut. Sie brauchen durchschnittlich 55 - 70 Tage für ihre Entwicklung. Die schnellen Gemüsesorten brauchen hingegen nur durchschnittlich 40 - 50 Tage, bis sie groß genug sind die ersten Fröste zu ertragen. Zu ihnen zählen Spinat, Feldsalat, Winterportulak, Winterkresse oder Mangold. Diese kannst du auch noch im September, manche sogar bis Oktober aussäen.
Wenn wir im Sommer noch total auf Sonne, Tomaten und Paprika eingestellt sind, geht es mit der Planung für das Wintergemüse los. Wintergemüse wird also zwischen Juli und September direkt ins Beet gesät oder vorgezogen, weil die Pflanzen einige Zeit benötigen, um groß genug zu werden, damit sie den kalten Winter überstehen. Die Wachstumsphase findet also überwiegend in den Monaten davor statt, bevor der Winter einbricht, denn durch den Mangel an Licht im Winter, wachsen die Pflanzen nicht mehr oder nur sehr wenig. Mache Pflanzen stoppen sogar ihr Wachstum sobald die ersten Fröste beginnen und wachsen dann im Frühling weiter. Bei einer Pflanzung im Spätherbst des Vorjahres haben sie aber einen zeitlichen Vorsprung gegenüber im Frühling gesäten Pflanzen und können schon sehr früh geerntet werden. Das ist zum Beispiel bei manchen Ackerbohnensorten der Fall. Auch Winterzwiebeln oder Knoblauch können im Spätjahr gesetzt und dementsprechend früh im Jahr geerntet werden. Einen Überblick zu den besten Zeitpunkten für die Aussaat, Pflanzung und Ernte von Wintergemüse, findest du in unserem PDF zum Download.
Im geschützten Gewächshaus gibt es zahlreiche Kulturen, die du auch im Winter anbauen kannst. Hier können dann auch nicht frostfeste Kulturen angebaut werden. Dagegen solltest du im Freiland nur Kulturen pflanzen, die winterhart und frostfest sind. Lauch ist beispielsweise eine Kultur, die du den ganzen Winter über auf dem Feld stehen lassen kannst, sofern du eine winterharte Sorte wählst. Das Zwiebelgewächs kommt mit Frost gut zurecht und bleibt auf dem Acker lange haltbar. Gesät wird der Porree aber schon im April/Mai, dadurch kann er sich den ganzen Sommer über entwickeln. Welche Pflanzen sonst noch im Freiland ohne Probleme wachsen, listen wir dir im Folgenden auf.
Wintersalate sind eine gute Möglichkeit, frischen Salat aus deinem Garten über die kalten Monate zu ernten. Hierfür eignen sich beispielsweise Winterportulak oder Feldsalat. Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass die Pflanzen im ausgewachsenen Stadium Frost besser aushalten, es wurde allerdings wissenschaftlich erwiesen, dass gerade Salate im jungen Stadium besser mit Frost umgehen können, als wenn sie ausgewachsen sind. Mehr Informationen zum Thema Salat im Winter anbauen mit Sorten und Aussaat-Tipps, findest du hier im Artikel.
Bei Kohlgemüse eignen sich insbesondere die Sorten gut, die keine dichte Rosette bilden, z.B. Pak Choi oder Blatt-Chinakohl. Je besser die Blätter durchlüftet sind, desto weniger, kann sich dort Feuchtigkeit festsetzen, die dann gefriert. Zu den kältetauglichsten Sorten zählt unter anderem der Grünkohl, den es in vielen verschiedenen Varianten gibt. Außerdem besonders stabil, sogar mehrere Jahre über, ist der ewige Kohl oder auch Baumkohl genannt. Auch Rosenkohl, der im Herbst angebaut wird, kann den Winter gut überstehen, wenn er ein wenig abgedeckt wird. Eine besondere Sorte Brokkoli, die wir auf hiesigen Märkten leider selten finden, ist der Sprossenbrokkoli – ein Grund mehr ihn im eigenen Garten anzubauen, denn er kann bis zu -12 Grad ab und ist somit ein perfektes Wintergemüse. Mehr Anbau-Tipps zu Kohl pflanzen, pflegen und ernten, findest du hier im Artikel.
Beim Anbau von Wurzelgemüse eignen sich insbesondere Sorten, die für den Herbst ausgelegt sind und außerdem eine kurze Kulturdauer haben. Rote Beete ist kältetoleranter als Karotten, aber auch diese können im unbeheizten Gewächshaus bis in den Winter geernet werden. Die frosthärtesten Sorten unter den Wurzeln sind allerdings die Pastinake und die Wurzelpetersilie, was auch daran liegt, dass sie bei uns in Mitteleuropa beheimatet sind. Im folgenden findest du Beispiele für Wurzelgemüse, die auf dem Feld überwintern und angebaut werden können.
In unserem Interview mit Wolfgang Palme, erfährst du mehr zum Thema Wintergemüse und ihren Anbau, Herausforderungen und Schutz über die kalten Monate. Er erzählt aus der Praxis und gibt Empfehlungen für einen erfolgreichen Anbau im Winter!
Möchtest du Wintergemüse auf deinem Balkon kultivieren, solltest du deine Töpfe und Kübel richtig gut isolieren. Diese kühlen viel schneller aus als der Gartenboden, weshalb oft auch das härteste Wintergemüse kapituliert. Selbst wenn die Pflanze von sich aus mit dem Frost zurechtkommt, kann sie kein gefrorenes Bodenwasser aufnehmen. Dadurch verdurstet sie bei langanhaltenden Frösten letztendlich. Als Isolationsmaterial kannst du Styroporplatten um deine Gefäße anbringen oder sie in mit Laubblättern gefüllte Jutesäcke stellen. Auch Kokosmatten eignen sich gut als Kälteschutz. Bedecke die Erde des Gefäßes zusätzlich mit Vlies oder Reisig. Stelle deine Kübel am besten nahe der Hauswand auf, denn dort ist es im Winter viel geschützter und wärmer als an der Brüstung des Balkons.
Als Inspiration findest du hier Mischkultur-Beetpläne von erfahrenen Gärtnern wie Wolfgang Palme, Charles Dowding und Patrick Kaiser.
Im Sommer haben Hochbeete zwar den Vorteil, dass sie sich durch die erhöhte Position viel schneller erwärmen als der normale Boden, doch im Herbst kühlen sie auch schneller ab. Deshalb solltest du auch hier für ausreichenden Kälteschutz sorgen:
Nicht nur das Hochbeet muss auf den Winter vorbereitet werden. Auch im Garten gibt es das Ein oder Andere zu tun, bevor die kalten Monate beginnen. Wie du deinen Garten winterfest machen kannst, erfährst du im Artikel dazu.
Ich hoffe du hast nun einen guten Überblick über den Anbau von Wintergemüse erhalten. Ich wünsche dir auch in den kalten Wintermonaten viel Ernteerfolg! Bei Fragen und Anmerkungen schreibe uns gerne an [email protected].
Du willst das ganze Jahr über hilfreiche Gartentipps bekommen und deine eigenen Beete optimal planen? Dann registriere dich hier oder lade dir die Fryd-App für Android oder iOS herunter.
Fryd - Dein digitaler Beetplaner
Isabell studiert Agrarwissenschaften und liebt es von der Natur und ihrer Komplexität immer wieder auf's Neue überrascht zu werden. Kräuter - egal ob wild gesammelt oder im Garten - sind ihre Leidenschaft.
Mehr erfahrenWerde Teil einer Gemeinschaft von gleichgesinnten Hobbygärtner:innen und erhalte Zugang zu praktischen Tipps, App-Einblicken und interessanten Artikeln, um das Beste aus deinem Garten herauszuholen.
Was kann man im Winter alles anbauen?
Im beheizten Gewächshaus kannst du eigentlich alle Kulturen auch im Winter anbauen. Im Freiland kannst du nur frostharte Kulturen pflanzen. Hierzu gehören z.B. Stängelkohl, Mangold, Wintersalate, Kohle und einige Wurzelgemüse wie Pastinake und Schwarzwurzel.
Welches Gemüse kann man im Herbst pflanzen?
Im Herbst kannst du z.B. Winterkresse, Mangold, Knoblauch, Winterzwiebeln, Ackerbohnen, viele Kohle und Spinat säen und pflanzen. Diese Kulturen können auch über den Winter im Feld stehen bleiben und geerntet werden.
Was gibt es beim Anbau von Wintergemüse auf dem Balkon zu beachten?
Beim Anbau von Gemüse im Topf ist es wichtig, die Kübel im Winter gut zu isolieren und an einen geschützten Ort zu stellen. Im Topf gefriert die Erde nämlich schneller, wodurch die Pflanzen Frostschäden erleiden. Selbst die frosthärtesten Pflanzen gehen so ein.
Kann man im Hochbeet im Winter auch Gemüse anbauen?
Du kannst im Hochbeet im Winter Gemüse anbauen, solltest aber auch hier für die gute Isolierung sorgen. Am besten umwickelst du das Beet z.B. mit einem Vlies und bringst eine Mulch-Schicht auf.