Der Mai steht vor der Tür und damit auch der No Mow May, also der mähfreie Mai. Wir erklären in diesem Artikel, was der No Mow May ist und was die Vorteile davon sind, den Rasen im Mai nicht zu mähen. Viele Pflanzen und Tiere profitieren von einem seltenen Schnitt und die Biodiversität steigt ganz automatisch an. So kannst du deinen monotonen Rasen in eine diverse Wiese verwandeln, die nicht nur schön aussieht, sondern auch einen großen ökologischen Wert hat. Wie das geht, erfährst du hier!
Wenn man an einen Rasen denkt, erscheint direkt das Idealbild einer einheitlich deckenden und sattgrünen Rasenfläche. Eine Fläche, die von Gräsern dominiert wird und ohne jegliches „Unkraut“ ist – eine ökologische Wüste mit wenig Biodiversität.
Warum das nicht sinnvoll ist, erklären wir dir im Folgenden. Denn eine Rasenfläche ist nicht nur extrem viel Arbeit: Düngen, Gießen, Herbizide, Rasenmähen – und die ganze Zeit und Anstrengung. Auch im Hinblick auf Pflanzenvielfalt hat ein Rasen wenig zu bieten. Es wachsen überwiegend Gräser, die eine geschlossene Bodendecke bilden.
No Mow May (auf Deutsch: Mähfreier Mai) ist eine Aktion der britischen Naturschutzorganisation namens Plantlife. Ihr Ziel ist, es wilde Pflanzen, Pilze und Lebensräume zu schützen und zu erhalten (Plantlife, 2024). Daraus ist auch der mähfreie Mai entstanden. Das Ziel hierbei ist es, Wiesen zu erhalten und auf ihr Potenzial als Lebensraum aufmerksam zu machen.
Durch den Verzicht auf das Mähen können wilde Blühpflanzen wachsen und blühen. Besonders im Frühling sind diese Wildpflanzen extrem wichtig für viele Insekten wie Schmetterlinge und Wildbienen, denn sie liefern einen großen Teil der ersten Nahrung. Wird der Rasen regelmäßig gemäht, können diese Pflanzen die Blüte nicht erreichen. Da die meisten wilden Blühpflanzen im Mai in voller Blüte stehen, ist die Idee des No Mow May entstanden. So werden aus Rasenflächen biodiverse Wiesen, die einen hohen ökologischen Wert haben und zudem seltene Lebensräume geworden sind. Mit dieser einfachen Maßnahme kannst du zur Erhaltung der Biodiversität beitragen und der Natur in deiner Region eine Freude machen.
Wie bereits oben beschrieben, ist ein Rasen eine Pflanzengemeinschaft aus Gräsern, die eine dichte Grasnarbe bilden. Eine Wiese dagegen ist geprägt von Biodiversität. Es wachsen zahlreiche verschiedene Pflanzen: wilde Kräuter, Blumen und Gräser. Im Laufe des Jahres verändert sich eine Wiese, und es wachsen je nach Saison unterschiedliche Pflanzen. Aus diesem Grund liefert eine Wiese verschiedene Lebensräume und auch Nahrung für Insekten: Bienen, Hummeln, Schwebfliegen, Motten, Schmetterlinge, Wanzen und Käfer finden so Nahrung und einen Zufluchtsort.
Der große Unterschied zwischen einer Wiese und einem Rasen ist die Nutzungsintensität. In der Landwirtschaft differenziert man hier zwischen extensiver und intensiver Nutzung. Ein Rasen wird intensiv genutzt, denn er wird häufig gemäht und ist sehr arbeitsintensiv. Ein häufiger Schnitt fördert konkurrenzstarke, niedrig wachsende Gräser, die eine dichte Bodendecke bilden. Das hat den Vorteil, dass eine gleichmäßige, immergrüne und schön begehbare Rasenfläche entsteht – sinnvoll für Sport- und Spielplätze.
Für die meisten Gärten eignet sich jedoch eine Wiese besser. Im Hinblick auf schwindende Lebensräume und den Rückgang der Arten ist es wichtig, vorhandene Flächen so zu gestalten, dass auch heimische Tiere und Pflanzen etwas davon haben. Zudem hast du den Vorteil, weniger Arbeit zu haben. Wie du den richtigen Schnittzeitpunkt herausfindest, erklären wir dir weiter unten im Artikel.
Die meisten wilden Blühpflanzen stehen im Mai in voller Blüte. Hierzu gehören die sogenannten Frühblüher, wie z.B. Gänseblümchen, Löwenzahn, Gundermann oder Ehrenpreis. Wenn du deinen Rasen regelmäßig mähst, kommen diese Pflanzen nicht oder seltener in die Blüte. Zudem können sich bei einem häufigen Schnitt nur konkurrenzstarke Pflanzen durchsetzen und das sind überwiegend Gräser – so sinkt die Pflanzenvielfalt allein durch die Schnitthäufigkeit (FiBL, 2004). Alle nicht so konkurrenzstarken Pflanzen werden so unterdrückt und verschwinden mit der Zeit. Das bedeutet im Umkehrschluss weniger Nahrung für die Insekten. Dabei ist es wichtig zu bedenken, dass besonders im Frühling das Nahrungsangebot knapp ist. Gerade im Frühling brauchen Wildbienen, Hummeln & Co. dringend Nektar und Pollen für ihre Brut. Daher sind Wildpflanzen extrem wichtig für den Fortbestand zahlreicher Arten. Denn diese sind teilweise auf wilde, heimische Pflanzen spezialisiert und haben ansonsten wenige Alternativen, auszuweichen. Das ist bei generalistischen Bienen (wie der Honigbiene) anders, jedoch sind es vor allem spezialisierte Wildbienen, die vom Aussterben bedroht sind. Wir haben bereits einen Artikel über bienenfreundliche Pflanzen für deinen Garten geschrieben, in dem du einiges über Bienen und ihre Bedürfnisse lernen kannst.
Den Rasen im Mai nicht zu mähen hat auch den positiven Nebeneffekt, dass die Biodiversität in deinem Garten steigt und wie oben erwähnt nützliche Insekten und Bestäuber angelockt werden. So sorgst du – mit weniger Arbeit – für ein gutes Ökosystem in deinem Garten, das sich selbst regulieren kann und resilienter gegenüber äußeren Faktoren wie Krankheiten oder extremen Wetterereignissen wird. Zudem trägst du damit auch zur Erhaltung der Bestäubervielfalt bei (FiBL, 2004).
Jedoch ist es mir wichtig, hier zu erwähnen, dass dieses Wissen nicht nur im Mai im Garten angewandt werden sollte, sondern eben ganzjährig. Das bedeutet, dass du immer ein Auge darauf haben solltest, was bei dir wächst und für wen das gut sein könnte. Denn dein Garten existiert nicht nur für dich, und andere Lebewesen brauchen auch Nahrung und ein Zuhause. Beim naturnahen Gärtnern gilt daher generell: so wenige Eingriffe wie möglich, so viele wie nötig. Gerade beim Rasenmähen haben wir oft dieses perfekte Bild eines englischen Rasens als Ideal vor Augen. Das könnte aber nicht weiter weg von der Natur sein und es gilt, unsere Ideale infrage zu stellen. Die Natur ist nicht ordentlich und auch nicht in Quadraten angeordnet und der Versuch, sie in diese Form zu zwängen, birgt meist immens viel Arbeit und z.T. auch Frust. Daher ist meine persönliche Empfehlung: Weniger ist mehr!
Wenn dein Ziel ist, eine biodiverse Wiese in deinem Garten zu haben, hast du das Glück, dass du nicht so oft mähen musst. Um den richtigen Moment abzupassen, empfehlen wir dir, deine Wiese gut zu beobachten. Die Pflanzen sollten genug Zeit haben, um zu blühen oder um ggf. auch Samen auszubilden. Daher reicht es bei einer Wiese, ein- bis dreimal im Jahr zu mähen, oder mit der Sense zu kürzen. Jedoch ist es auch wichtig zu wissen, dass ein seltener Schnitt erforderlich ist, um eine möglichst große Diversität zu erhalten und zu fördern. Nichtsdestotrotz ist ein Schnitt ein Eingriff, der für viele Tiere bedeutet, dass sie zunächst ihren Lebensraum, Schutz und Nahrung verlieren. Manche erliegen auch dem Rasenmäher oder der Sense, wobei eine Sense deutlich schonender ist (NABU, 2024).
Eine besonders schonende Art und Weise zu mähen ist die Mosaikmahd: Hierbei mähst du immer einen kleinen Abschnitt deiner Wiese, was den Gartenbewohnern erlaubt, auf die übrigen Flächen auszuweichen. In einem Zeitraum von zwei bis drei Wochen kannst du so Stück für Stück deine Wiesenfläche mähen, wie ein Mosaik.
Du kannst das gemähte Grüngut entweder auf der Wiese liegen lassen oder direkt nutzen. Es kann Sinn machen, das gemähte Pflanzenmaterial auf der Fläche liegen zu lassen, damit die Wiesenbewohner noch ein wenig Schutz genießen und in Ruhe ein neues Versteck suchen können (Rieger Hofmann, 2024). Zudem können so Samen ausfallen. Danach kannst du das Pflanzenmaterial dann entweder zu Heu machen, frisch auf den Kompost legen oder als Mulch in deinen Beeten nutzen. Dabei empfiehlt es sich, nur Wiesenschnitt als Mulch zu nutzen, bei dem die Pflanzen keine Samenstände ausgebildet haben. Alternativ kannst du das Schnittgut direkt nach dem Schnitt in den Kompost legen oder als Mulch nutzen. Grünes Material ist stickstoffreich und eine gute Ergänzung in deinem Kompost.
Zunächst will ich betonen, dass es keine universelle Antwort auf die Frage gibt, wann du deinen Rasen bzw. deine Wiese mähen solltest. Das ist so individuell wie jeder Standort und kommt auch auf deine persönlichen Wünsche und Ziele an. Jedoch gibt es ein paar Faktoren, die du mit einbeziehen kannst, um einen guten Zeitpunkt für dich abzupassen. Du kannst du dich nach der Blütezeit und der Ausbildung der Samenstände richten. Wenn dein Ziel ist, Nahrung für Insekten bereitzustellen, solltest du erst nach der Blütezeit mähen. Um Bestäuber wie Hummeln und Bienen zu schützen, kannst du einen Tag wählen, an dem die Temperaturen unter 12 ° C liegen. Dann sind meist weniger Bestäuber unterwegs. Jedoch wird es immer Tiere und Insekten geben, die unter der Mahd leiden.
Trotzdem möchte ich euch hier grobe Richtwerte an die Hand geben, wann gute Zeitpunkte sind, um deine Wiese zu mähen:
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Quellen:
- NABU, 2024: Empfehlung zum Mähen von Wiesen, Wegrändern etc.; online Zugriff am 17.04.2025
- FiBl, 2004: Nachhaltige Grünlandbewirtschaftung durch abgestuften Wiesenbau ; online Zugriff am 16.04.2023
- Plantlife, 2024: https://www.plantlife.org.uk
- Rieger-Hoffmann, 2024: Artenreiche Wiesen durch Nutzung erhalten
Marie ist Agrarwissenschaftlerin. Sie interessiert sich besonders für den nachhaltigen und ökologischen Anbau von Gemüse und anderen Pflanzen. Im eigenen Garten sammelte sie dabei Erfahrungen und probiert sich gerne aus, um von der Natur zu lernen. Dabei liegen ihr Werte und Prinzipien der Permakultur besonders am Herzen, um neben dem Wohl für die Natur, auch für das Wohlergehen der Menschen und zukünftiger Generationen beizutragen.
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Der „Mähfreie Mai“ ist eine Initiative, die dazu aufruft, den Rasen im Mai nicht zu mähen, um Wildpflanzen wachsen zu lassen und Lebensräume für Insekten zu schaffen.
Warum sollte ich im Mai auf das Rasenmähen verzichten?
Im Mai blühen viele Wildpflanzen, die wichtige Nahrungsquellen für Insekten wie Bienen und Schmetterlinge sind. Durch das Nichtmähen können diese Pflanzen ungestört wachsen und zur Artenvielfalt beitragen.
Wie wirkt sich der „Mähfreie Mai“ auf die Biodiversität aus?
Das Aussetzen des Mähens fördert das Wachstum verschiedener Pflanzenarten, was wiederum mehr Lebensräume und Nahrungsquellen für Insekten und andere Tiere bietet, wodurch die Biodiversität erhöht wird.
Kann ich auch nur einen Teil meines Rasens ungemäht lassen?
Ja, selbst das Belassen kleiner Flächen oder das Anlegen von „wilden Ecken“ kann einen positiven Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt leisten.