Artenvielfalt & Artenschutz
Vögel im Garten: Tipps zum Vögel füttern und anlocken
Unseren Nutzpflanzenvielfalt schwindet seid Beginn der Industrialisierung stark. Um wenigstens das zu erhalten, was noch übrig ist, müssen alte Obst- und Gemüsesorten wieder zurück auf die Felder. Was du tun kannst, um alte Sorten am Leben zu erhalten, erklären wir dir in diesem Artikel. Außerdem gibt es einen Überblick, warum die Nutzpflanzenvielfalt so wichtig ist.
Um Aufmerksamkeit auf Pflanzen zu lenken, die bereits gefährdet sind, wurde 2009 die "Rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland" eingeführt. Hier bekommt man einen Überblick über die gesamte bekannte Kulturpflanzenvielfalt und den bereits bedrohten Arten. Bei einem Projekt zur Weiterentwicklung der Roten Liste wurde die Vielfalt der historisch genutzten Gemüsesorten erfasst und dokumentiert. 75 % der im Projekt untersuchten Sorten zählen zu den sogenannten ,,verschollenen Sorten" (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, 2022). Diese Sorten sind in historischen Quellen erwähnt worden, jedoch gibt es leider weder Sortenzulassung noch ein Saatgutmuster dieser Pflanzen. Das genetische Material ist damit unwiderruflich verloren gegangen.
Um diesem Verlust entgegenzuwirken, reagierte die Politik mit Anpassungen der Bestimmungen auf EU- und nationaler Ebene (Saatgutverkehrsgesetz). Daraus entstand die ,,Erhaltungssorten-" und ,,Amateursortenverordnung". Mit diesen Verordnungen soll die Zulassung und der Vertrieb für alte Sorten erleichtert werden, damit deren Anbau gefördert wird. Erhaltungssorten sollen dem Verlust genetischer Vielfalt entgegenwirken. Dabei ist deren Anbau und Nutzung besonders wichtig zur Erhaltung der Sortenmerkmale. Viele alte Sorten sind außerdem als sogenannte Amateursorten zugelassen, da sie nicht für einen großflächigen Anbau geeignet sind. Dagegen haben sie einen hohen regionalen Wert und werden gerne von Hobbygärtner:innen angebaut. Was genau mit ,alten Sorten' gemeint ist, ihre Historie und Merkmale, erfährt ihr in diesem Artikel.
Mit diesen Verordnungen wird zwar der Zugang zu Saatgut einiger alter Sorten erleichtert, deren Anbau liegt aber mehr oder minder in den Händen von privaten Gärtner:innen und Erhaltungsinitiativen. Für den kommerziellen Anbau sind sie aus wirtschaftlichen Aspekten meist nicht geeignet. Das liegt am deutlich geringeren Ertrag und den Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels. Im Supermarkt wird nur eine begrenzte Anzahl an bestimmten Sorten angeboten, sodass Landwirt:innen oft wenig Spielraum bei der Wahl der Sorten haben, wenn sie ihr Produkt verkaufen möchten. Leider entsprechen viele Eigenschaften damaliger Sorten nicht den Verbraucherwünschen. Eine alte Landgurkensorte mit bitterer, etwas dickerer Schale und kleinen Stacheln ist weniger beliebt, als die leicht-schalige, milde Salatgurke. Hier haben die Supermarktnormen Verbraucherwünsche und -erwartungen an Geschmack, Form und Aussehen von Gemüse und Obst stark geprägt. Um die alte Vielfalt wieder lebendig werden zu lassen, braucht es Neugier und Offenheit für das Unbekannte.
Momentan werden alte Sorten auf zwei Wegen erhalten: Ein Weg ist die Konservierung von Samenmustern in Genbanken (ex-situ-Erhaltung). Das Problem dabei ist, dass das Saatgut "statisch erhalten" wird. Eine Erhaltungszüchtung zur Erhaltung des Sortenbildes findet nicht statt. Das bedeutet, dass sich die Pflanzen ohne den Anbau nicht an sich ändernde Umweltbedingungen anpassen können! Das birgt die Gefahr, dass sich das genetische Potential einer Sorte verringert oder sogar verloren geht.
Um die Entwicklung einer Sorte im Zusammenwirken mit ihrer Umwelt zu fördern, ist ein kontinuierlicher Anbau (on-farm-Erhaltung) daher sehr wichtig. Dadurch können sich die Sorten wieder gezielt an bestimmt Bedingungen anpassen. So wird nicht nur das kulturelle Erbe mit all dem Wissen über Anbau und Vermehrung lebendig erhalten, sondern auch ein Zugang zu Saatgut alter Sorten geschaffen. Es gibt bereits einige Projekte, die sich für die on-farm-Erhaltung alter Sorten einsetzen. Momentan sind das hauptsächlich Erhaltungsinitiativen von Privatpersonen oder NGOs, die versuchen, eine möglichst große Sortenvielfalt zu erhalten. Das sind auch meistens Stellen, an denen du qualitativ hochwertiges Saatgut alter Sorten beziehen kannst.
Jede:r Hobbygärtner:in kann dazu beitragen, diese Vielfalt zu erhalten und von ihr im Garten zu profitieren. Ein Garten mit großer Biodiversität bedeutet auch Lebensraum für diverse Gartentiere und Insekten. Das fördert nicht nur die Ansiedlung von Schädlingen, sondern auch von Nützlingen. Es siedeln sich biologische Antagonisten an, die selbstregulierend wirken. Das hat eine Reduzierung der Pflanzenschutzmaßnahmen zur Folge, denn spezifische Schaderreger können sich nicht so schnell ausbreiten. Neben der Vielfalt im Garten an vielen schönen Farben und Formen wird auch deine Ernährung bunter und vielfältiger. Was schon seit langem aus dem Supermarkt verschwunden ist, kannst du so wieder anbauen und genießen. Vor allem geschmacklich gibt es bei alten Sorten viel zu entdecken. Du kannst dich durchprobieren und aus der großen Diversität deine Lieblinge raussuchen. Besonders bei Gärten ohne optimale Anbaubedingungen eignen sich alte, regional angepasste Sorten.
Eigenschaften alter Sorten, die in der industriellen Landwirtschaft eher von Nachteil sind, können in einem Hobbygarten praktische Vorteile bringen. Durch den unregelmäßigen Wuchs ergibt sich ein breiteres Erntefenster. Du kannst nach Bedarf reife Früchte oder Gemüse ernten. Besonders, wenn du dich selbst versorgen willst, ist das sehr praktisch. Es kommt zu keinen Arbeitsspitzen, an denen du schnell das Erntegut verarbeiten und konservieren musst. Außerdem kannst du bei samenfesten Sorten eigenes Saatgut entnehmen, welches du im nächsten Jahr wieder aussäen kannst. So musst du nicht jedes Jahr neues Saatgut kaufen. Allerdings solltest du nach ein paar Jahren wieder Saatgut von Erhaltungsinitiativen oder Kleingärtnern beziehen. Denn um sortentypische Eigenschaften und somit die Sortenechtheit zu erhalten, braucht es neben viel Fachwissen auch eine größere Anzahl an Individuen einer Sorten. Das lässt sich in einem Kleingarten oft nicht umsetzen.
Besorge dir Saatgut alter Sorten, die dich neugierig machen und probiere einfach mal aus, sie anzupflanzen! Ob auf dem Balkon oder im Garten, es lohnt sich überall. Durch ihren Anbau und ihre Nutzung werden alte Sorten wieder lebendig. Zudem unterstützt du mit deinem Kauf Erhaltungsinitiativen, die Erhaltungszüchtung betreiben, um sortenspezifische Eigenschaften zu bewahren.
Wenn du Sorten gefunden hast, die du magst und unter die Menschen bringen möchtest, kannst du sie selbst vermehren und Saatgut entnehmen. Das ist allerdings gar nicht so einfach und braucht Fachwissen. Zu diesem Thema kannst du dich privat weiterbilden. Es gibt beispielsweise Vorträge oder Workshops von anderen begeisterten Sortenerhaltern.
Um die Aufmerksamkeit möglichst vieler Menschen wieder auf alte Sorten zu lenken, muss es Aufklärung geben. Dazu muss geteilt werden, welche Bedeutung diese Sorten für uns haben und was an ihnen so besonders ist. Erzähle deinen Freunden und Bekannten davon. Je mehr Menschen für alte Sorten begeistert werden, desto besser!
Um das Saatgut für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen, kannst du Saatgut-Tauschbörsen organisieren. Hierbei kommt man in den Austausch und kann auch auf alte Sorten aufmerksam machen. So kann eine Community entstehen, in der ihr gemeinsam für die Erhaltung alter, traditioneller Sorten kämpft. Um zu erfahren, ob es vielleicht schon eine Tauschbörse in deiner Nähe gibt, findest du bei VEN einen Terminkalender für Saatgut-Tauschbörsen.
Es gibt Vereine, bei denen du eine Patenschaft für eine bestimmte alte Sorte übernehmen kannst. Besonders als Anfänger in der Gartenwelt kannst du so viel Neues dazulernen, z.B. wie du eine bestimmte Sorte beschreibst und beobachtest.
Wer einmal in den Genuss der Geschmacksvielfalt kommt, möchte sich nicht mehr mit oft wässrigem Supermarktgemüse abspeisen lassen. Diese wiederentdeckte Vielfalt kannst du mit anderen Gärtner:innen feiern und genießen. Komme mit anderen zusammen, koche leckere Gerichte und tauscht euch aus!
Dieses wertvolle Kulturgut beinhaltet Wissen, welches über Generationen hinweg gesammelt wurde. Wissen über Anbau, Vermehrung, Saatgutgewinnung, Ernte und regional typischer Verarbeitung und Zubereitung. Wissen, welches ohne Nutzung und Verbreitung in Vergessenheit geraten und verloren gehen könnte. Mit der Zentralisierung der Landwirtschaft und der Reduzierung der Nutzpflanzensorten sinkt die Verwendung regional angepasster Sorten stark. Damit geht uns nicht nur genetisches Material verloren, sondern auch ein Stück Identität und Vegetationsgeschichte einer Region. In Zukunft könnten aber genau solche Nischenpflanzen, die an besondere Umweltbedingungen angepasst sind, an Bedeutung in der Züchtung gewinnen.
Das Genmaterial alter Sorten bietet eine wertvolle genetische Ressource mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Merkmalen. Neben dem genetischen Material für Qualitätsmerkmale wie Geschmack und Aussehen (Farbe und Form) haben sie eine breite genetische Konstitution, die Erbmaterial für verschiedenste Eigenschaften liefern kann. Dazu zählen Anpassungen an besondere regionale Gegebenheiten wie Trockenheit, Salzstress oder Kälte. Oder eine große Anpassungsfähigkeit an wechselnde, nicht optimale Umweltbedingungen. Um neue Nutzpflanzen züchten zu können, sind wir auf einen möglichst diversen Genpool angewiesen. Alte Sorten liefern diesen Genpool mit einer großen genetischen Variabilität. Das ist besonders vor dem Hintergrund wichtig, dass durch moderne Züchtungen meist genetisches Potential verloren geht. Durch die Konzentration auf einige wenige Merkmale, gehen so andere Merkmale unwiderruflich verloren, die später von Bedeutung sein könnten.
Besonders vor dem Hintergrund der Klimakrise stehen wir in Zukunft vor Herausforderungen in der Züchtung. Wir brauchen resiliente Sorten, die an veränderte, extremere Umweltbedingungen angepasst sind. Je größer unsere genetischen Ressourcen, desto eher wird es uns gelingen, solche Pflanzen zu züchten. Denn die derzeit dominierenden Hochleistungssorten sind meist krankheitsanfällig und wenig angepasst an Extreme wie Trockenheit und Hitze. Um in Zukunft die Welternährung zu sichern, müssen neue Sorten her! Dafür braucht es die Kombination alter Sorten mit Hochleistungssorten. Wir benötigen Widerstandsfähigkeit und hohe Erträge. Nur so können wir produktiv und vor allem umweltfreundlich wirtschaften und die Welternährung sichern.
Neben der reinen Sicherung unserer Ernährung spielen auch die inneren Werte von alten Sorten eine große Rolle. Durch einen gesteigerten Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen haben alte Sorten einen ernährungsphysiologischen Wert für uns. Um eine vollwertige Ernährung zu haben, brauchen wir gesundes und inhaltstoffreiches Gemüse. Momentan spielen diese qualitativen Eigenschaften zwar noch eine unbedeutende Rolle in der Züchtungen, dennoch ist es wichtig, diese Eigenschaften zu bewahren. Mit dem Gehalt an unterschiedlichen sekundären Pflanzenstoffen variiert auch der Geschmack einer Sorte. Sekundäre Pflanzenstoffe sind also nicht nur gesund, sondern bringen auch Geschmacksvielfalt in deine Küche.
Wie bereits erwähnt ging mit der Industrialisierung eine zunehmende Spezialisierung einzelner landwirtschaftlicher Zweige einher. Saatgutproduktion wurde zu einem spezialisierten Bereich, der in den Händen einiger weniger Unternehmen liegt. Mit den neuen Züchtungen entstehen Pflanzen, die kein nachbaufähiges Saatgut produzieren (F1-Hybride). Somit werden Landwirt:innen gezwungen, jedes Jahr neues Saatgut zu beziehen. Mit dem Anbau samenfester Sorten, wie es bei alten Sorten der Fall ist, wird das Saatgut wieder zum Gemeingut. Bei samenfesten Pflanzen kannst du dein eigenes Saatgut entnehmen und im nächsten Jahr wieder aussäen.
Eine große Diversität an unterschiedlichen Gemüse- und Obstarten erhöhen das Artenspektrum in einem Biotop. Je diverser, desto besser. So werden zahlreiche Insekten und Kleintiere angelockt, die Lebensraum und Nahrung finden. Durch riesige Monokulturen der modernen Landwirtschaft werden meist nur kulturspezifische Schaderreger angelockt, die sich munter vermehren können. Es fehlen natürliche Antagonisten, die regulierend wirken. Je mehr unterschiedliche Pflanzen, desto größer das Artenspektrum. Erst dann können natürlichen Antagonismen und Symbiosen wirken und sich positiv auf das Ökosystem auswirken. Zum Beispiel können Nützlinge angelockt werden.
Wenn du noch mehr darüber wissen möchtest, dann hör dir doch noch unseren Podcast zum Thema ,,Alte Sorten" an. Uns ist es bei Fryd ein Anliegen dieses Kulturgut zu wahren, um eine größtmögliche Biodiversität zurück in die Gärten zu bringen.
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Marie ist Agrarwissenschaftlerin. Sie interessiert sich besonders für den nachhaltigen und ökologischen Anbau von Gemüse und anderen Pflanzen. Im eigenen Garten sammelte sie dabei Erfahrungen und probiert sich gerne aus, um von der Natur zu lernen. Dabei liegen ihr Werte und Prinzipien der Permakultur besonders am Herzen, um neben dem Wohl für die Natur, auch für das Wohlergehen der Menschen und zukünftiger Generationen beizutragen.
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Warum ist altes Saatgut verboten?
Alte Sorten haben häufig keine Zulassung für den industriellen Anbau und Vertrieb. Sie sind oft als Amateur- oder Erhaltungssorten auf dem Markt erhältlich und nur für Privatpersonen zugelassen.
Wo kann ich samenfestes Saatgut alter Sorten kaufen?
Kaufe hochwertiges Saatgut aus biologischem Anbau. Diese Sorten sind sowieso in den allermeisten Fällen samenfest und du kannst eigenes Saatgut entnehmen. Schau doch mal in unserem Fryd-Shop vorbei. Wir bieten ausschließlich biologisch erzeugtes Saatgut an.
Was bedeutet ex-situ- und on-farm-Erhaltung?
Ex-situ-Erhaltung bedeutet, dass das Samenmuster statisch erhalten und konserviert wird in Gendatenbanken. So kann sich die Pflanze nicht an sich ändernde Umweltbedingungen anpassen. Bei der on-farm-Erhaltung werden die Sorten kontinuierlich angebaut, um das Sortenbild zu erhalten.
Was sind Erhaltungsinitiativen für alte Sorten?
Es gibt einige Initiativen, die sich für die Erhaltung alter Sorten einsetzen und sie kultivieren und vermehren. Hierzu zählen beispielsweise: VEN, Bingenheimer Saatgut, Dreschflegel, Arche Noah, Black Turtle und Tatgut. Bei solchen Initiativen kannst du hochwertiges Saatgut alter Sorten erhalten.