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Alte Gemüsesorten vermehren: Eigenes Saatgut gewinnen

10.02.2022  /  Lesezeit: 8 Minuten

Eine Besonderheit alter Sorten ist, dass die Pflanzen samenfestes Saatgut produzieren. Das bedeutet, dass deren Samen für den Nachbau geeignet sind. Das Saatgut kannst du selbst gewinnen und im nächsten Jahr wieder aussäen. Zudem kannst du die Samen auf einer Saatgut-Tauschbörse oder in deiner Nachbarschaft verschenken. In diesem Artikel bekommst du einen Überblick über die Samengewinnung alter Gemüsesorten. Die Vermehrung ist nicht ganz einfach und es gibt einige Dinge zu beachten.

In diesem Artikel findest du:

  1. Eigenes Saatgut alter Sorten gewinnen
  2. Sortenerhaltung von Selbstbefruchtern
  3. Sortenerhaltung von Fremdbefruchtern
  4. Maßnahmen, um eine Einkreuzung von Sorten der gleichen Art zu verhindern
  5. Das musst du bei der Kulturführung zur Saatgutvermehrung beachten
  6. Samenernte: so geht's

Auf einen Blick

Kulturführung zur Saatgutvermehrung

  • Räumliche oder mechanische Isolation, um das Einkreuzen sortenfremder Gene zu vermeiden
  • Wähle gesunde Pflanzen mit sortenspezifischen Merkmalen
  • Der Standort sollte sonnig und warm sein
  • Wähle großzügige Pflanzabstände
  • Säe einjährige Kulturen möglichst früh und zweijährige möglichst spät aus
  • Kontrolliere die Bestände regelmäßig auf Krankheiten
  • Stütze schossende Pflanzen
  • Nicht frostharte, zweijährige Pflanzen an einem frostfreien Platz überwintern

Samenernte

  • Bei einjährigen Pflanzen kannst du am Ende der Saison Saatgut entnehmen.
  • Die Samenernte bei zweijährigen Pflanzen erfordert mehr Geduld. Erst im zweiten Jahr bildet sich die Blüte und die Samenbildung beginnt. Im ersten Jahr werden diese Pflanzen weder beerntet, noch abgeschnitten.

Eigenes Saatgut alter Sorten gewinnen

Wenn du eine Sorte gefunden hast, die dir besonders gut gefällt, kannst du dein eigenes Saatgut für den Nachbau oder zum Tauschen produzieren. Hierbei solltest du zunächst einmal wissen, dass die Vermehrung von Sorten nicht gleichbedeutend mit der Erhaltung ist. Um eine Sorte mit ihrem einzigartigen Sortenbild zu erhalten, braucht es eine Erhaltungszüchtung. Ziel der Erhaltungszüchtung ist das Bewahren sortenspezifischer Merkmale wie Form, Farbe, Wuchs und Geschmack. Dabei darf sich kein sortenfremdes genetischen Material einkreuzen. Eine solche Erhaltungszüchtung ist oft in einem Kleingarten nicht realisierbar, denn es braucht große Bestände (500 bis 1000 Pflanzen) und einiges an Fachwissen. Ansonsten kann es zu genetischer Erosion oder Inzucht kommen. Trotzdem kannst du dich probieren und eigenes Saatgut deiner Lieblingspflanzen gewinnen. Das kannst du auch problemlos ein paarmal machen. Nach ein paar Jahren solltest du jedoch neues Saatgut aus einer Erhaltungsinitiative beziehen, um wieder sortenechte Samen zu erhalten.

Zuerst ist es wichtig, dass du dir im klaren darüber bist, auf welche Art deine Pflanze bestäubt wird. Ist sie ein Frembestäuber oder ein Selbstbestäuber? Falls sie ein Fremdbestäuber ist, wird sie durch den Wind oder durch Insekten bestäubt?

Sortenerhaltung von Selbstbefruchtern

Selbstbefruchtende Pflanzen wie z.B. Tomaten, Bohnen, Erbsen oder Salat brauchen zwar keinen fremden Pollen, jedoch ist eine Befruchtung von anderen Pflanzen der gleichen Art möglich. Durch räumliche Isolation der Pflanzen gleicher Arten kann eine Einkreuzung von sortenfremdem Genmaterial verhindert werden. Eine Vermehrung von Selbstbefruchtern im Privatgarten ist relativ einfach.

Sortenerhaltung von Fremdbefruchtern

Hier ist die Pflanze für die Befruchtung auf den Pollen einer anderen Pflanze angewiesen. Der Pollen kommt entweder mit dem Wind oder mit bestäubenden Insekten zur Blüte, wodurch eine Einkreuzung deutlich wahrscheinlicher ist. Wenn du mehrere Pflanzen der gleichen Art in deinem Garten hast, sollten die einzelnen Sorten mit einem Kulturschutznetz isoliert werden. Hierbei ist allerdings das Problem, dass Insekten zum Bestäuben ebenfalls ferngehalten werden. Um die Bestäubung sicherzustellen, solltest du also bestäubende Insekten unter das Netz setzen. Außerdem sind Fremdbestäuber anfälliger für Inzuchteffekte. Deswegen ist hier ein etwas größerer Bestand von mindestens 50 Pflanzen notwendig, um diesen zu vermeiden. Aus diesen Gründen ist die Vermehrung von Fremdbestäubern etwas schwieriger und damit weniger geeignet zur Erhaltung im Hobbygarten.

Die Zucchini ist ein Fremdbestäuber und damit auf Insekten angewiesen. Um eine Einkreuzung sortenfremder Gene zu vermeiden, kannst du ein Kulturschutznetz anbringen. Bild: Nowaja auf Pixabay.

Maßnahmen, um eine Einkreuzung von Sorten der gleichen Art zu verhindern

  • Räumliche Isolation: Wähle einen ausreichend großen Pflanzabstand, sodass es zu keinem Pollenaustausch kommen kann. Dabei musst du zu allen Sorten der gleichen Art genügend Abstand wählen. Mangold kann beispielsweise auch von Roter Bete befruchtet werden, da beide der Art Beta vulgaris angehören. Informiere dich im Vorfeld, welche Pflanzen zu der gleichen Art gehören, um Einkreuzungen zu verhindern. Bei der Wahl der Pflanzabstände spielt die Art der Bestäubung eine wichtige Rolle. Windbestäubende Arten (mindestens 300 m) brauchen den größten Pflanzabstand, danach folgen insektenbestäubende Arten (100 bis 150 m) und zum Schluss die Selbstbefruchter (kulturspezifischer Reihenabstand).
  • Mechanische Isolation: Falls du nicht genug Platz haben solltest, um die Pflanzabstände zu realisieren, gibt es noch die Möglichkeit der mechanischen Isolation einer Kultur mit Isoliertunneln. Hierbei musst du bei Fremdbestäubern, wie bereits erwähnt, bestäubende Insekten unter das Kulturnetz setzen. Dafür eignen sich Schmeißfliegen (Calliphora ssp. für Möhren, Kohl und Zwiebeln), Solitärbienen (Osmia rufa für Korbblütler und Kohl) oder Hummeln (Bombus terrestris für Gurken, Kohl und Möhren). Bei wenigen Exemplaren kannst du die Pflanzen natürlich auch per Hand mit einem kleinen Pinsel bestäuben.

Das musst du bei der Kulturführung zur Saatgutvermehrung beachten

  • Auswahl der Samenträger: Wähle gesunde, starke Pflanzen aus, die sortentypische Merkmale tragen.
  • Standort: Wähle ein sonniges und warmes Plätzchen, damit die Samen voll ausreifen können.
  • Aussaattermin: Einjährige Kulturen möglichst früh säen, damit Samen voll ausreifen können; Zweijährige Kulturen dagegen eher später aussäen, damit sie nicht überständig werden (Ausnahme: Chinakohl muss früher gesät werden).
  • Pflanzabstände: Wähle großzügige Abstände, damit die Samenträger Platz zur Entfaltung haben. Zudem vermindert sich so das Risiko einer Pilzerkrankung, wodurch das Saatgut kontaminiert werden würde.
  • Nährstoffversorgung: Besonders während der Samenentwicklung sollte eine optimale Nährstoffversorgung gewährleistet werden.
  • Bewässerung: Gieße samentragende Pflanzen von unten.
  • Gesunderhaltung der Bestände: Kontrolliere regelmäßig auf Krankheiten und entferne befallene Pflanzen sofort komplett. Besonders Pilzerkrankungen sind ein Problem im Samenbau, hier helfen vorbeugende Maßnahmen wie ein gut durchlüfteter Bestand und bei einem Befall z.B. Neemöl.
  • Stützen: Einige Pflanzen beginnen bei der Blüte in die Höhe zu schießen. In diesem Fall solltest du eine Stütze anbringen, um sicher zu gehen, dass die Pflanze nicht umknickt. Der Samenträger sollte auf keinen Fall auf dem Boden liegen. Das wäre ein Risiko für Pilzerkrankungen.
  • Überwinterung zweijähriger Pflanzen: Hierfür ist ein frostfreies Plätzchen mit Temperaturen zwischen 1 und 5 °C ideal, z.B. im Keller. Vor der Einlagerung werden die besten Pflanzen für das nächste Jahr selektiert. Schaue regelmäßig nach deinen Zöglingen, um Fäulnis oder einen Schädlingsbefall rechtzeitig zu bemerken.
Die meisten Hülsenfrüchte werden vollreif geerntet. Die Samen sind keimfähig, wenn die Hülse vollständig braun vertrocknet ist. Bild: natureconcept auf Pixabay.

Samenernte: so geht's

Bei der Samenernte ist der richtige Zeitpunkt das A und O. Erntest du zu früh, sind die Samen noch nicht voll ausgereift und unter Umständen noch nicht keimfähig. Kommst du dagegen zu spät, kann es sein, dass die Pflanze ihre Samen schon ausgesamt hat und du mit leeren Händen nach Hause gehst. Dabei brauchst du ein wenig Feingefühl, um den richtigen Moment abzupassen. Die Samenstände reifen bis nach der Blüte an der Pflanze heran. Hierbei musst du wissen, ob deine auserwählte Pflanze einjährig oder zweijährig ist. Je nachdem blüht sie im ersten oder erst im zweiten Jahr. Dementsprechend findet auch die Saatguternte statt.

  • Samen einjähriger Pflanzen kannst du am Ende einer Saison ernten. Hierbei gibt es Arten, bei denen genussreife Früchte geerntet werden. Das ist z.B. bei Tomaten und Paprika so: Die Gemüse- und Samenernte fällt auf einen Zeitpunkt. Nach dem Verzehr säuberst du die Samen vom Fruchtfleich und lässt sie trocknen. Andere Gemüsearten werden normalerweise unreif geerntet und sind bei der Samenreife nicht mehr genießbar, z.B. Gurken oder Zucchini. Hier musst du auf das Erntegut verzichten, um die Samen ernten zu können. Der Samenstand bzw. die Frucht muss komplett an der Pflanze ausreifen, bis er braun und vertrocknet ist. Erst dann ist das Saatgut keimfähig. Informiere dich im Vorfeld, wie das bei der Pflanze ist, die du vermehren möchtest.
  • Die Samenernte bei zweijährigen Pflanzen ist etwas aufwändiger, da diese Pflanzen erst im zweiten Jahr blühen und fruchten. Einige frostharte Arten wie Grünkohl, Lauch oder Pastinaken können dabei auf dem Feld überwintern. Andere frostempfindliche Arten müssen ausgegraben und zur Überwinterung an einen frostfreien Platz gebracht werden. Im Frühjahr pflanzst du sie wieder zurück ins Beet. In beiden Fällen werden die Pflanzen im ersten Jahr nicht beerntet oder abgeschnitten, damit sie im zweiten Jahr zu blühen beginnen.
Porree bildet im zweiten Jahr diese wunderschöne Blütendolde mit weiß-rosa Blüten. Bild: zimt2003 auf Pixabay.

Insgesamt ist es wahnsinnig wichtig, dass du dich gut im Vorfeld informierst, mit welcher Pflanze du es zu tun hast und was es kulturspezifisch zu beachten gibt! Eigentlich hat jede Kultur ihre Besonderheiten bei der Kulturführung und der Ernte. Damit alles glatt läuft, lohnt es sich die Zeit im Vorhinein zu investieren.

Du willst mehr zum Thema ,,alte Sorten" lesen? Dann schau dir unseren ausführlichen Artikel ,,Mit alten Sorten zu einer neuen Vielfalt" an. Hier erfährst du die Geschichte alter Sorten und was du tun kannst, um sie zu bewahren. Außerdem gibt's dazu auch einen Podcast, der sich rund ums Thema ,,alte Sorten" dreht.

Wir wünschen dir viel Spaß und Erfolg bei der Saatgutgewinnung. Teile gerne deine Erfahrungen zur Vermehrung alter Sorten mit uns und der Alphabeet-Community! Bei Fragen und Anmerkungen zu diesem Thema schreibe uns gerne an [email protected].

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Autor:in

Marie

Marie ist studierte Agrarwissenschaftlerin der Uni Hohenheim. Ihre Schwerpunkte liegen besonders auf ökologischer Landwirtschaft und Permakultur. Um den Menschen Wissen über ökologische Zusammenhänge und Alternativen zur bisherigen Landnutzung aufzuzeigen, schreibt sie Artikel für Fryd. Unsere momentanen Wirtschaftssysteme, besonders in der Landwirtschaft, haben zahlreiche negative Auswirkungen auf die Natur und destabilisiert unsere Ökosysteme. Wir brauchen wieder eine große Vielfalt in unseren Gärten und Beeten, um dem Artensterben entgegen zu wirken. Jede:r Gärtner:in kann dazu beitragen, Lebensräume und Nahrung für verschiedenste Lebewesen zu schaffen und erhalten. Mit ihren Artikeln möchte sie ihre Erfahrungswerte im Umgang mit natürlichen Systemen weitergeben und Menschen Möglichkeiten an die Hand geben, für ein stabiles Ökosystem und damit auch der Sicherung unserer Lebensgrundlage beizutragen.

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