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Anzucht oder Direktsaat: Wann und Welches Gemüse vorziehen?

26.02.2022  /  Lesezeit: 12 Minuten

Im Frühjahr haben wir Hobbygärtner:innen alle Hände voll zu tun: Beetvorbereitungen, Pflegearbeiten und die ersten Aussaaten stehen an. Um das Gartenjahr optimal zu nutzen, ist es entscheidend, dass die Jungpflanzen zum richtigen Zeitpunkt bereitstehen. Bei der Jungpflanzenanzucht hast du die Qual der Wahl: Willst du direkt ins Beet säen oder deine Pflanzen doch lieber im Haus vorziehen? Um dir die Entscheidung zu erleichtern, erfährst du hier alles wichtige zu den beiden Aussaatmethoden und welche Pflanzen jeweils geeignet sind.

In diesem Artikel findest du:

  1. Gemüsepflanzen vorziehen: Vorteile einer Anzucht
  2. Welches Gemüse vorziehen?
  3. Wann Gemüse vorziehen?
  4. Vorkultur von Gemüse: Das gibt's zu beachten
  5. Direktsaat und ihre Vorteile
  6. Geeignete Pflanzen zur Direktsaat
  7. Das solltest du bei der Direktsaat beachten
  8. Häufig gestellte Fragen zum Thema

Auf einen Blick

Gemüsepflanzen selber ziehen lohnt sich

  • Frühere Aussaat möglich
  • Schutz der Jungpflanzen vor Schnecken & Konkurrenz durch Wildkräuter
  • Sparsamere Verwendung von Saatgut
  • Die Wachstumsbedingungen sind leichter zu beeinflussen

Wann welches Gemüse vorziehen?

  • Nachtschattengewächse wie z.B. Paprika, Tomate, Aubergine und Kürbisgewächse (Kürbis, Gurke, Melonen). Diese Kulturen werden z.T. schon im Februar, meist aber im März vorgezogen
  • Kohl wie z.B. Kopfkohl, Rosenkohl, Kohlrabi etc. Kohl kann entweder früh im Jahr vorgezogen werden, um im Sommer ins Beet zu kommen. Oder im Sommer, um als Winterkohle zu wachsen

Direktsaat

  • Pflanzen werden robuster
  • Die Wurzeln werden nicht durchs Umpflanzen beschädigt
  • Die Verbindung zwischen Jungpflanze und Boden bleibt bestehen

Welches Gemüse direkt säen?

  • Besonders Pflanzen mit empfindlichen Wurzeln, hierzu zählt vorallem Wurzelgemüse wie z.B. Möhren, Rote Bete und Radieschen.
  • Bohnen und Erbsen
  • Grundsätzlich kann fast jedes Gemüse direkt in Beet gesät werden

Gemüsepflanzen vorziehen: Vorteile einer Anzucht

Bei der Vorkultur im Haus kannst du die Wachstumsbedingungen beeinflussen und den Sämlingen so einen guten Start ermöglichen. So verwendest du beispielsweise spezielle Anzuchterde, die relativ mager ist. Das fördert die Wurzelbildung der Jungpflanzen, da sie auf der Suche nach Nährstoffen mehr Raum erschließen müssen. Außerdem herrscht im Haus eine relativ konstante Temperatur, das ist vor allem bei Pflanzen mit hoher Keimtemperatur entscheidend. Das Vorziehen von Gemüsepflanzen kann noch mehr Vorteile bringen und je nach Kultur und Region sinnvoll sein. Im Folgenden findest du alle Vorteile einer Anzucht.

Frühere Aussaat und Ernte

Wenn du deine Pflanzen im warmen Haus auf der Fensterbank vorziehst, kannst du mit der Aussaat noch vor den letzten Frösten beginnen. An einem warmen Plätzchen sind deine zarten Jungpflanzen vor Kälte geschützt und können so keinen Schaden davontragen. Durch die frühe Aussaat kannst du außerdem schon früher ernten. Du verlängerst so die Wachstumszeit, was bei besonders wärmeliebenden Kulturen wie Paprika und Tomaten erst eine Ernte ermöglicht. Wie du Tomaten vorziehst und was es dabei zu beachten gibt, erfährst du hier.

Schutz vor Schädlingen und Beikräutern

Die schützenden vier Wände bewahren deine Keimlinge nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Schädlingen und Wildkräutern. Im schutzlosen Gemüsebeet sind Jungpflanze nämlich oft ein leckeres Häppchen für Schnecken und könnte außerdem schnell von Wildkräutern überwuchert werden. Sobald deine Pflanzen größer sind, können sie sich auch besser gegen andere Pflanzen behaupten und sich im Gemüsebeet etablieren.

Saatgut sparen

Beim Vorziehen kannst du dein Saatgut viel sparsamer einsetzen. Es kann nicht verweht, weggeschwemmt oder von Vögeln stibitzt werden. Außerdem säst du nicht großzügig in Reihen aus, sondern gezielt in Anzuchtschalen oder Töpfe. Alternativ kannst du auch Erdtöpfe mit der Erdballenpresse herstellen für eine plastikfreie Anzucht.

Kürbispflanze vorziehen auf der Fensterbank
Kürbisgewächse genießen eine warme Anzucht im Haus.

Welches Gemüse vorziehen?

Besonders bei langsam wachsenden und wärmeliebenden Pflanzen lohnt es sich, sie im Haus vorzuziehen. Sie benötigen eine relativ hohe Keimtemperatur und können die verlängerte Wachstumsphase gut gebrauchen. Hierzu zählen beispielsweise die Nachtschatten- (Tomate, Aubergine, Paprika, etc.) und Kürbisgewächse (Zucchini, Gurke, Melone, etc.). Mehr Tipps und eine Anleitung zum Vorziehen von Paprika & Chili, kannst du hier im Artikel nachlesen.

Auch verschiedene Kohlarten (Kopfkohl, Rosenkohl, Kohlrabi, etc.) profitieren von einer früheren Aussaat im Haus, da sie relativ langsam wachsen. Sobald es draußen warm genug ist, können sie ins Beet gepflanzt werden und so den Sommer voll ausnutzen! Da die zarten Blätter von jungem Salat gerne von Schnecken verspeist werden, wird Salat auch gerne vorgezogen. Anders wie bei den Nachtschatten- und Kürbisgewächsen ist es hier aber nicht zwingend notwendig, die Pflanzen vorzuziehen. Zudem kann es auch Vorteile haben, diese Pflanzen direkt zu säen.

Wann Gemüse vorziehen?

Auf den meisten Saatgutpäckchen steht die optimale Zeit für die Aussaat im Haus und im Freiland. Bei den meisten Pflanzen kannst du Anfang bis Mitte März mit der Anzucht im Haus beginnen, sodass die Pflanzen nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Freiland gepflanzt werden können. Falls du dieses Jahr keine Zeit mehr hast deine Gemüsepflanzen selbst vorzuziehen, kannst du natürlich jederzeit Jungpflanzen vom Markt, beim Gärtner oder im Gartencenter zukaufen. Einen Pflanzkalender mit Informationen zur Aussaat von Gemüsepflanzen, findest du hier. Den Pflanzplan kannst du als PDF downloaden.

Vorkultur von Gemüse: Das gibt's zu beachten

Achte auf ausreichend Licht

Bei der Vorkultur in einem geschützten Raum kann es sein, dass die Pflanzen wegen fehlender Reize sehr schwach werden. Bekommen sie beispielsweise nicht genug Licht, wachsen sie unnötig in die Höhe und können dann später mit dem labilen Spross ihre Blätter nicht tragen. Also unbedingt auf ausreichend Licht achten! Falls du nur wenig helle Plätze zur Verfügung hast, kannst du auch spezielle UV-Lampen zur Unterstützung verwenden. Mehr zum Thema Pflanzenlampen für die Anzucht, findest du hier im Artikel.

Achte auf die Temperatur

Bei der Standortwahl solltest du außerdem darauf achten, dass es auch nicht zu warm ist. In diesem Fall gilt nicht die Devise “viel hilft viel”. Die Pflanzen sollten nicht auf der Heizung stehen, hier würde die Erde zu schnell austrocknen. Ein helles Plätzchen auf der Fensterbank bei gemäßigter Raumtemperatur reicht für die Anzucht völlig aus!

Achte auf ausreichend Feuchtigkeit

Das bringt uns direkt zum nächsten und sehr wichtigen Punkt: Ausreichend Feuchtigkeit. Speziell in der Keim- und frühen Entwicklungsphase solltest du immer für genügend Feuchtigkeit sorgen. Trocknet die Erde immer wieder aus, können die Samen nicht richtig auskeimen. Außerdem kann Wassermangel eine zarte Jungpflanze sehr schnell das Leben kosten.


Alles rund ums Thema Anzucht von Gemüsepflanzen findest du hier im Beitrag. Wir geben dir zahlreiche Tipps, um erfolgreich gesunde Setzlinge zu ziehen.


Gemüsebeet mit Salaten und Kräutern
Sobald die letzten Fröste vorbei sind, können auch wärmebedürftige Pflanzen wie Basilikum ins Beet.

Direktsaat und ihre Vorteile

Auch eine Direktsaat hat ihre Vorteile. Welche das sind und welche Gemüsepflanzen lieber direkt gesät werden, erfährst du im Folgenden.

Robustere Pflanzen

Direkt gesäte Pflanzen sind in der Regel robuster, sie werden von unterschiedlichsten Umwelteinflüssen abgehärtet. Der Wind sorgt beispielsweise dafür, dass die Pflanzen durch den ständigen Reiz stabiler wachsen. Die robusten Jungpflanzen sind außerdem im Vergleich weniger anfällig für Schädlinge (z.B. Blattläuse), sie dürfen nur nicht den Schnecken zum Opfer fallen.

Kein Pikieren oder Umpflanzen

Was außerdem für die Direktsaat spricht, ist der Stressfaktor, der beim Umpflanzen entsteht. Umpflanzen bedeutet für Pflanzen nämlich immer Stress! Ein Standortwechseln ist in der Natur eigentlich nur für den Samen vorgesehen. Er wird durch Tiere oder den Wind davongetragen, um an einem anderen Ort zu keimen. Treibt der Same einmal aus und schlägt wurzeln, hat er keinen Grund mehr sich von der Stelle zu bewegen, denn die Wachstumsbedingungen scheinen passend. Der Standortwechsel erfolgt also nur durch das Eingreifen des Menschen und beschädigt nicht nur die Wurzeln, sondern reißt die Jungpflanze auch aus ihrer gewohnten Umgebung.

Keine Wachstumsdepression

Im Boden lebt eine vielfältige Flora von Bakterien, Pilzen und anderen Mikroorganismen. Diese Flora kann die Keimung von Samen unterstützen. Treibt der Samen aus, verknüpft er sich automatisch mit dem komplexen Netzwerk im Boden. Will man die Pflanze nun an einen anderen Ort setzen, werden diese Verbindungen durchtrennt. Die Pflanze muss an ihrem neuen Standort dann wieder derartige Verbindungen aufbauen, um gut wachsen zu können. Das hast du bestimmt schonmal beim Einsetzen von Jungpflanzen beobachtet. Zuerst wirken die Pflanzen wie fehl am Platz, doch nach ein paar Tagen bemerkt man, wie sie sich scheinbar mit ihrer Umgebung verbinden und kräftiger werden. Manchen Pflanzen gelingt es neue Verbindungen zu knüpfen, andere sind jedoch zu geschwächt und gehen ein.


Unser Tipp: Eine Direktsaat erspart dir sowieso schon Zeit. Mit einem Saatband, kannst du deine Direktsaat noch einfacher und müheloser gestalten. Wie du ein Saatband selber machen kannst, erfährst du hier im Beitrag.


Geerntete Rote Bete
Rote Bete hat relativ empfindliche Wurzeln und sollte deshalb immer direkt gesät werden. / Bild von Tracy Lundgren auf Pixabay 

Geeignete Pflanzen zur Direktsaat

Es gibt Pflanzen, die unbedingt direkt gesät werden sollten, da sie sehr empfindliche Wurzeln haben. Das Umpflanzen würde die Wurzeln beschädigen und die Pflanze so extrem schwächen. Dazu gehören vor allem Wurzelgemüse wie z.B. Möhren, Rote Bete und Radieschen. Aber auch Bohnen und Erbsen gedeihen besser, wenn sie direkt ins Beet gesät werden. Tipps zum Erbsen säen und vorziehen, gibts's hier im Beitrag. Das liegt daran, dass sie im Boden eine Symbiose mit stickstofffixierenden Bakterien eingehen. Diese Verbindung können die Leguminosen beim Vorziehen erst später aufbauen. Bei Salat ist das Vorziehen generell möglich und hat Vorteile, wenn du es mit vielen Schnecken in deinen Beeten zu tun hast. Allerdings neigt direkt gesäter Salat nicht so sehr zum Schießen. Generell eignen sich die meisten Kulturen für eine Direktsaat ins Beet. Nur bei langsam wachsenden Pflanzen und solchen mit einer hohen Keimtemperatur lohnt sich das Vorziehen im Haus.

Das solltest du bei der Direktsaat beachten

Mit diesen Tipps bist du auf einem guten Weg hin zu einer reichen Ernte!

Achte auf ausreichend Feuchtigkeit

Auch bei der Direktsaat ist ausreichend Feuchtigkeit während der Keimphase unentbehrlich! Achte also darauf, dass deine frischen Aussaaten nie austrocknen.

Schutze Samen mit einem Gartenvlies

Wenn du trotz kühlerer Temperaturen schon direkt ins Beet säen willst, kannst du spezielles Gartenvlies zu Hilfe nehmen. Das Vlies hat eine isolierende Funktion und kann so ein günstiges Mikroklima für die Keimung schaffen. Nach der Aussaat solltest du regelmäßig überprüfen, ob die Keimung schon begonnen hat und das Vlies rechtzeitig entfernen, damit die Jungpflanzen sich richtig entfalten können.

Drücke Saatgut gut an

Um den Saatgut-Verlust möglichst zu minimieren, solltest du die Samen ordentlich andrücken. Das ist vor allem bei Lichtkeimern (z.B. Salat) wichtig, da die Samen nicht mit Erde bedeckt, sondern offen auf die Erde gelegt werden. Hier können zusätzliche Vogelnetze hilfreich sein, damit dein Saatgut überhaupt bis zur Keimung überlebt und nicht genascht wird.

Bohnensamen
Bohnen wachsen am besten, wenn sie direkt ins Beet gesät werden.

Ob vorgezogen oder direkt gesät, jede der beiden Methoden hat ihre Vor- und Nachteile. Im Endeffekt hängt es von der gewählten Pflanze ab, ob das Vorziehen im Haus sich lohnt oder nicht.


Bei Fragen und Anmerkungen schreibe uns gerne an [email protected].

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Autor:in

Annabell

Annabell studiert Agrarbiologie an der Uni Hohenheim. Auch privat gärtnert sie gerne, verbringt viel Zeit in der Natur und liebt es kreativ zu sein.

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Tom's Naschgarten vor 6 Stunden
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#gartenfreude der Lange von Neapel fruchtet neben den Äpfeln im Apfelbaum

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Lloydus growus vor 8 Stunden
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Gefällt 7 mal

Ich habe bei der Ausstellung meines örtlichen Gartenbauvereins recht gut abgeschnitten, was mein Selbstvertrauen gestärkt hat, aber am besten gefallen haben mir all die kleinen Notizen, die ich auf dem Gemüse hatte, für das ich keine Zeit zum Putzen und Polieren hatte. Ich dachte, das wäre zumindest ein Beweis dafür, dass ich biologisch arbeite. #gartenfreude

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Sylvia Leon vor 11 Stunden
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Einer meiner schönsten Gartenmomente war schon früh im Jahr, als der Wintergarten voll stand mit den vielen kleinen Jungpflanzen

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Häufige Fragen

Das Vorziehen ermöglicht eine frühere Aussaat und damit Ernte, Schutz vor Schädlingen und Wildkräutern, eine sparsamere Verwendung von Saatgut und eine bessere Kontrolle über die Wachstumsbedingungen.

Nachtschattengewächse wie Tomaten, Paprika, Auberginen und Kürbisgewächse eignen sich aufgrund ihrer Wärmebedürftigkeit besonders gut für das Vorziehen.

Pflanzen, die direkt gesät werden, entwickeln sich robuster, ihre Wurzeln werden nicht beschädigt, und die Verbindung zum Boden bleibt bestehen.

Pflanzen mit empfindlichen Wurzeln wie Möhren, Rote Bete und Radieschen sowie Bohnen und Erbsen sind für die Direktsaat besonders geeignet.

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