Heutzutage sieht man in immer mehr Gärten ein kleines Gewächshaus. Zu Nutze macht man sich dabei den sogenannten Treibhauseffekt. Doch was tun, wenn man keinen Platz (oder kein Geld) für ein richtiges Gewächshaus hat? Ich zeige euch in diesem Artikel, was der Treibhauseffekt ist und wie man ihn nutzen kann – im Großen wie im Kleinen. Außerdem gehe ich auf grundlegende Kulturarbeiten wie Düngung, Bewässerung und Mischkultur im Zusammenspiel mit dem Treibhauseffekt ein.
Das Licht der Sonne wird beim Auftreffen auf die Erde in Wärmestrahlung umgewandelt. Das ist auch gut so, sonst würden wir erfrieren. Ein Teil der Wärmestrahlung wird von der Erde sowie den Gewässern gespeichert, ein Teil wird aber auch wieder zurück in die Höhe geworfen. Dort trifft die Wärmestrahlung dann auf die Atmosphäre. Die darin enthaltenen Gase, allen Voran die Treibhausgase CO2 (Kohlendioxid) und Methan (CH4) sorgen dafür, dass ein Teil der Wärmestrahlung wieder zur Erde zurückgeworfen wird. Der restliche Teil, der nicht zurückgeworfen wird, verschwindet ins Weltall.
Beim Gärtnern mit dem Treibhauseffekt macht man sich nun diesen Effekt zu Nutze. Die Wände des Gewächshauses fungieren als „Atmosphäre“ und sorgen dafür, dass ein Teil der Wärmestrahlung innerhalb des Gewächshauses bleibt und dort „hin- und her“-geworfen wird. Somit erreicht das Gewächshaus eine deutlich höhere Temperatur als die äußere Umgebung.
Unter dem klassischen Gewächshaus versteht man ein Glashaus, wie man aus Gärtnereien kennt. Das Glashaus hat dabei viele Vorteile: Es ist ein optisches Highlight, man sieht die Pflanzen und diese bekommen alles Licht, das sie benötigen. Es ist einfach zu reinigen, dafür hat es aber keinerlei Schattierwirkung – somit kann es gerade im Sommer zu Verbrennungen an den Pflanzen kommen. Auch ist die Dämmwirkung eher gering. Zudem sind Glasscheiben sehr schwer und können leicht brechen. Die Dämmwirkung kann durch die Verwendung von Isolierglas erhöht werden, eine Schattierwirkung erreicht man durch die Verwendung von Nörpelglas.
Immer beliebter werden indes Gewächshäuser mit Stegplatten. Die Stegplatten sind aus Kunststoff, die es in verschiedenen Stärken von 4 bis 16 mm am Markt zu kaufen gibt. Dabei ist nicht nur die Stärke, sondern auch die Anzahl an Stegen entscheidend. Doppelstegplatten haben ein Luftpolster, Dreifachstegplatten zwei. Je mehr Stege und je stärker die Platten, desto stärker ist auch die Isolier-/Dämmwirkung, die Wärme verbleibt also länger im Gewächshaus. Im Gegensatz dazu ist aber auch die Schattierwirkung höher und die Pflanzen bekommen im Verhältnis zu einem Glashaus weniger Licht ab. Dafür reduziert sich auch die Gefahr von Verbrennungen.
Neben diesen klassischen Häusern gibt es aber auch noch Folientunnel bzw. -häuser. Diese sind bei Weitem nicht so stabil, haben eine deutlich geringere Isolierwirkung und beschatten deutlich mehr, als die bereits vorgestellten Häuser. Dafür gibt es sie auch schon in kleiner Ausführung, was sie für den kleinen Hausgarten oder den Balkon attraktiv macht. Wichtig ist, dass auch bei diesen Varianten eine ausreichende Belüftung gewährleistet wird.
Auch ein Frühbeetkasten nutzt dasselbe Prinzip des Treibhauseffekts. Dieser kann entweder fix installiert sein oder die mobile, günstige Variante sein. Die mobile Variante hat den Vorteil, dass diese über die kleinen Pflanzen gestülpt werden kann und anschließend entfernt wird, wenn es im Sommer wärmer und die Pflanzen groß und stark geworden sind.
Eine weitere Variante sind „offene“ Häuser. Diese bestehen nur aus einem Dach oder ggf. ein oder zwei weiteren Seiten als Wetterschutz, können aber nicht komplett verschlossen werden und dienen in erster Linie als Regenschutz, z.B. für Tomaten. Dennoch entsteht auch hier unter dem Dach ein wärmeres Mikroklima. Durch die offene Bauweise verflüchtigt sich aber deutlich mehr Wärme in die Umgebung, als es bei einem geschlossenen Haus der Fall ist.
Als letzte Möglichkeit, den Treibhauseffekt zu nutzen, sind Anzuchtschränke bzw. Anzuchtschalen mit einer Haube (Abdeckung). Dort entsteht im Kleinen ebenfalls ein Treibhauseffekt und es wird deutlich wärmer und feuchter. Dies schützt die Anzucht vor Austrocknung, begünstigt aber auch bestimmte Krankheiten.
Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|
Glashaus | - sehr schöne Optik leicht zu reinigen - starker Treibhauseffekt - sehr stabil | - Bruchgefahr - geringe Isolierwirkung - Gefahr von Verbrennungen - benötigt festes Fundament |
Haus mit Stegplatten | - starker Treibhauseffekt - gute Schattierwirkung - gute Isolierwirkung - sehr stabil | - optisch nicht so schön - benötigt festes Fundament |
Folientunnel / Folienhaus | - leicht - starke Schattierwirkung - guter Treibhauseffekt - bedingt mobil | - geringere Sonneneinstrahlung - optisch kein Highlight - Windempfindlich |
Frühbeet | - ggf. mobil - guter Treibhauseffekt - in mobiler Variante: sehr variable einsetzbar | - optisch nicht so schön - bedingte Anfälligkeit gegen Wind |
„offene“ Häuser | - Schutz gegen Regen / Hagel / etc. - leichte Schattierwirkung | - nur sehr geringer Treibhauseffekt |
Anzuchtvarianten | - sehr flexibel - guter Treibhauseffekt - auch für die Fensterbank geeignet | - kann zu Hitzestau / zu hoher Luftfeuchtigkeit führen |
Wenn man sich die Anschaffung eines Gewächshauses überlegt, sollte man sich auch zeitgleich Gedanken über das Zubehör machen. Das Wichtigste ist zunächst, dass eine ausreichende Belüftung gewährleistet ist. Dafür sollte mindestens ein 2D-Durchzug gewährleistet sein, besser noch ein 3D. Das bedeutet, dass auf beiden Giebelseiten sowie im Dach Öffnungsmöglichkeiten (Türen, Fenster etc.) vorhanden sein sollten. Beim Dach ist es wichtig, dass auf beiden Seiten der Dachfläche Fenster eingelassen sind, um einen Kamineffekt zu erzielen.
Passend zu den Fenstern ist die Anschaffung von automatischen Fensteröffnern sehr zu empfehlen. Man erspart sich im Sommer dadurch manuelle Arbeit des Öffnen und Schließens der Fenster je nach Wetterlage. Es braucht dazu keinen Elektroanschluss. Das Öffnen geschiet mechanisch. Der Mechanismus enthält ein Material, das sich bei Wärme ausdehnt und so die Fenster öffnet.
Insbesondere bei einem Glashaus sollte man sich außerdem eine Schattiermöglichkeit, z.B. ein Schattiernetz, anschaffen, um Verbrennungen der Pflanzen zu verhindern.
Je nach geplanter Nutzung des Gewächshauses, gibt es noch weiteres Zubehör, das den Anbau im Gewächshaus untersützt:
Tipp für den Aufbau des Gewächshauses: Plant für den Aufbau des Gewächshauses genug Zeit und Unterstützung ein. Der Aufbau des hier abgebildeten 6m²-Gewächshauses hat 5 Erwachsene einen ganzen Tag beschäftigt, ohne mit einzuberechnen, dass die Fenster noch abgedichtet, das Bewässerungssystem installiert werden mussten usw.
Bei höheren Temperaturen benötigen Pflanzen auch mehr Wasser. Grundsätzlich hat man zwei Möglichkeiten: Eine Methode, die das Wasser direkt der Erde / den Wurzeln zuführt, oder eine Methode, bei der die gesamten Pflanzen bewässert werden.
Bodenbewässerung | Beregnungssysteme | |
---|---|---|
Vorteile | spart Wasser; Wasser kommt da an, wo es gebraucht wird; Pflanzen bleiben trocken; kein nennenswerter Einfluss auf Luftfeuchtigkeit | benötigt mehr Wasser; Kühleffekt; besonders im Sommer gut; erhöht Luftfeuchtigkeit |
Nachteile | kein Kühleffekt | Pflanzen werden nass, dadurch Gefahr von Pilzerkrankungen |
Beispiele | Tröpfchenbewässerung, Perlschlauch, Tropfschlauch | Gartenschlauch; Sprühbewässerung |
Ich selbst habe eine Kombination aus beidem gewählt: Für die eigentliche Bewässerung wurde ein Perlschlauch in zwei Bahnen installiert. Zusätzlich dazu sind an zwei gegenüberliegenden Ecken Sprühdüsen auf ca. 20 cm Höhe angebracht, die für eine erhöhte Luftfeuchtigkeit und den Kühleffekt sorgen. Damit bin ich in den letzten Jahren gut durchgekommen. Ich konnte weder eine deutliche Verschlimmerung von Pilzerkrankungen feststellen, noch musste ich mich mit Spinnmilben rumschlagen. Der Vorteil von den niedrigen Düsen ist dabei, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Pflanze wirklich nass wird. Die Verdunstungskälte kommt aber der gesamten Pflanze zugute.
Im Gewächshaus entsteht sehr viel Biomasse auf kleinem Raum, dementsprechend müssen Nährstoffe in ausreichender Menge zugeführt werden. Die Düngergaben sollten oberflächlich mit einer Harke in den Boden eingearbeitet werden, um eine optimale Verbreitung zu gewährleisten. Als Dünger eignen sich z.B. Schafwolle (Rohwolle oder Pellets), Kompost, Hornspäne etc.
Ich selbst verwende Schafwolle (bevorzugt als Pellets, weil die weniger davonfliegen), Biovin (ein Produkt aus Traubenkernen) sowie Biofert, einem Dünger der aus dem Abfallprodukt Pilzmycel hergestellt wird. Alle drei Dünger sind gleichzeitig Bodenverbesserer und Langzeitdünger und ergänzen sich gut. Ich verwende insbesondere im Gewächshaus von jedem der drei Dünger die angegebene Menge. Damit überdünge ich theoretisch, praktisch setze ich die Pflanzen im Gewächshaus aber so dicht, dass diese Menge notwendig ist. Zusätzlich wird das Gewächshaus auch alle zwei Jahre mit frischen Kompost aufgefüllt.
Bei der Bodenbearbeitung sollte behutsam vorgegangen und auf das Umgraben verzichtet werden, damit das Bodenleben möglichst ungestört bleibt. Wenn der Boden stark verdichtet ist, sollte man ihn vorsichtig mit einer Grabegabel auflockern. Ein genereller Austausch der Erde ist nicht zwingend notwendig, insbesondere, wenn ein Zugang zum Mutterboden besteht. Nur, wenn sich bodenbürtige Krankheiten im Gewächshaus ausbreiten, sollte über einen Erdtausch nachgedacht werden.
Die Bepflanzung im Gewächshaus kann man grob in 3 Zeiträume einteilen: Die Frühjahrskulturen, die Sommer- bzw. Hauptkulturen und die Herbst- bzw. Überwinterungskulturen.
Für die Sommer- bzw. Hauptkulturen gilt, dass alle Kulturen Wärme lieben müssen. Kulturen, die eher gemäßigte oder kühlere Temperaturen bevorzugen, werden sich in einem Bereich mit Treibhauseffekt unwohl fühlen und entweder sofort in die generative Vermehrung übergehen oder eingehen. Die Mischkultur kann hier gleich geplant werden wie im Gemüsebeet. Für Beikulturen wie bspw. Bohnen sollte auf wärmeliebende Sorten zurückgegriffen werden, z.B. die Spaghettibohne Tapir.
Die Sommer- bzw. Hauptkulturen können – je nach Größe des Gewächshauses und der Isolierwirkung – bereits im April ins Gewächshaus. Je nach Witterungsbedingungen müssen die Eisheiligen hier nicht abgewartet werden.
Für die Frühjahrskultur empfehlen sich schnellwüchsige Kulturen, die starke Temperaturschwankungen tolerieren. Im Gewächshaus kann es in der Nacht Minusgrade, am Tag gut und gern 20, 30 °C bekommen. Das müssen diese Kulturen aushalten.
Für die Herbst- und Überwinterungskulturen kann man dieselben Kulturen verwenden, welche man auch im Gemüsebeet anbauen würde. Die Kultur entwickelt sich im Herbst etwas länger und schneller weiter, im Winter hat man dann dafür kein Schneeproblem.
Frühjahr | Sommer | Herbst/Winter | |
---|---|---|---|
Pflanzen (Bsp.) | Asiasalate, Spinat, Radieschen, Pflücksalate | Tomaten, Paprika / Chili, Auberginen, Gurken, Melonen, Süßkartoffeln | Asiasalate, Spinat, Radieschen, Karotten, Radicchio „Grumolo verde“ |
Zu beachten | Ausreichend gießen - wird es tagsüber sehr warm, gehen die Kulturen schnell in die Blüte über | ausreichend gießen, Rankhilfen anbieten, ausreichend lüften | Aussaat ca. September - Ernte über den gesamten Winter möglich: Nur ernten, wenn die Pflanzen komplett aufgetaut sind! Ausreichend gießen! Pflanzen vertrocknen im Winter öfter als sie erfrieren |
Der Platzbedarf ist im Gewächshaus gleichzeitig größer wie auch geringer. Die wärmeliebenden Pflanzen wachsen hier sehr gut und werden sehr groß. Für rankende Pflanzen ist daher eine Rankhilfe unverzichtbar. Durch das optimale Wachstum benötigt eine einzelne Pflanze ordentlich Platz. Gleichzeitig kann man die Pflanzen aber sehr dicht zueinander setzen – und spart dadurch wieder Platz. Letztendlich heißt es aber: Ausprobieren.
Um zu entscheiden, wie viele Pflanzen man von was setzt, muss man sich zunächst überlegen, wie viel Ernte man jeweils einholen will. Als kleiner Orientierungspunkt: Aus 5 Essiggurkenpflanzen habe ich ca. 30 große Gläser Essiggurken, aus 2 Peperoni-Pflanzen (Sorte „Milder Spiral“) kamen ca. 15 Gläser eingelegte Peperoni.
Im Gewächshaus sind natürlich auch Schädlinge anzutreffen – dagegen ist das Gewächshaus leider kein Schutz. Die häufigsten Schädlinge sind, sowie Bekämpfungsmöglichkeiten habe ich in untenstehender Tabelle aufgelistet.
Erkennungsmerkmale | Bekämpfung | |
---|---|---|
Blattläuse | saugende Insekten, zu Beginn an der Blattunterseite, punktförmige Aufhellungen der Pflanzen | Florfliegenlarven, Marienkäfer(-larven), Schlupfwespen |
Mehltau | Weißer Belag auf den Blättern, je nach genauer Art abwischbar oder nicht abwischbar | Blätter trocken halten. Im Erwerbsgartenbau wird außerdem Schwefel vernebelt |
Rote Spinne / Spinnmilbe | Zunächst nur punktförmige Aufhellungen der Blätter, später feines Gespinst mit sehr kleinen, rötlichen Tieren. Die Tiere wandern immer nach oben zur Spitze der Pflanze | Raubmilben, Florfliegenlarven, Luftfeuchtigkeit erhöhen – Spinnmilben mögen es nur trocken und verschwinden schnell, wenn es ihnen zu feucht wird |
Schnecken | Gefräßige Mollusken; in der heißen Tageszeit verstecken sie sich im Schatten unter Blättern oder graben sich sogar ein. Typische Fraßstellen an den Pflanzen | Nematoden gießen (funktioniert nur gut im Frühling zur Schlüpfzeit), Barrieren aufbauen (z.B. Gesteinsmehl, Kakaoschalen, Schneckenzäune, Kupferband), Schneckenkorn (biologisch, mit Eisenphosphat), Absammeln, Ansiedelung von natürlichen Feinden durch optimale Lebensbindungen, z.B. Igel, Laufenten oder auch Schnegel und Weinbergschnecken. Beim Schnegel handelt es sich um eine räuberische Nacktschnecke, die Wegschnecken bis zu einer Größe ihrer eigenen Größe frisst. |
Zusammenfassend kann ich sagen, dass im Gewächshaus zwar immer wieder Schädlinge auftreten, die tatsächlichen Schäden halten sich aber deutlich in Grenzen. Selbst ohne Bekämpfung hatte ich bislang keine Ernteeinbußen Gerade die Blattläuse bekämpfe ich va., weil ich es nicht mag wenn alles, was ich ernte vom Honigtau klebt 😉.
Achtung übrigens bei Ameisenkolonien im Gewächshaus und auch im Gemüsegarten: Ameisen sind für die Pflanzen direkt kein Problem, aber sie kultivieren Blattläuse, siedeln sie um, wenn der Befall zu dicht wird etc. Ameisenkolonien zu bekämpfen ist im Garten schwer, daher lieber frühzeitig etwas gegen die Blattläuse unternehmen. Haben die Ameisen sie erst mal unter ihre Fittiche genommen, empfiehlt es sich, eher zu Schlupfwespen als zu Florfliegen- bzw. Marienkäferlarven zu greifen. Die Larven werden von den Ameisen aktiv angegriffen.
Beate ist gelernte Gärtnerin und studierte Biologin. Sie bewirtschaftet für ihre Familie einen kleinen Hausgarten mit ca. 6m² Gewächshausfläche und ca. 15m³ Beetfläche. Auch ein Kräutergarten fehlt natürlich nicht.
Werde Teil einer Gemeinschaft von gleichgesinnten Hobbygärtner:innen und erhalte Zugang zu praktischen Tipps, App-Einblicken und interessanten Artikeln, um das Beste aus deinem Garten herauszuholen.