Viele Pflanzen lassen sich gut durch den Winter bringen, denn sie sind an kalte Klimata angepasst. Andere Pflanzen kommen mit kalten Temperaturen und kurzen Tagen weniger gut zurecht. Doch woran liegt dieser Unterschied? Was es beim Pflanzen überwintern im Topf und (Hoch-)Beet zu beachten gibt, erfährst du hier.
Manche Pflanzen kommen besser durch die kalte Jahreszeit als andere. Diese Spezialisten haben besondere Techniken entwickelt, um nicht zu erfrieren. Eine genaue Einteilung in winterhart oder lediglich kälteempfindlich ist dabei gar nicht so einfach. Für alle, die etwas tiefer in die Thematik einsteigen wollen, findet sich ein kurzer Exkurs darüber am Ende des Artikels.
Wenn eine Pflanze winterhart ist, bedeutet das: Die Pflanze kann allgemein tiefere Temperaturen ertragen. Das heißt allerdings nicht, dass alle Pflanzenteile überleben. Beispielsweise kann der Spross im Herbst absterben und im Frühjahr wieder austreiben. In Deutschland gibt es so genannte Winterhärtezonen (WHZ). Diese lassen sich von kühlen alpinen Gebieten (=5b) bis in den warmen Rheingraben (=8a) abstufen. Sie sind aber nur eine grobe Orientierungshilfe, denn innerhalb der WHZ gibt es noch so genannte Kleinklimazonen. Es können nämlich in relativ eng begrenzten Umgebungen unterschiedliche Klimata entstehen. Beispielsweise ist es rund um einen See oder Teich im Herbst vor allem nachts länger warm, da Wasser langsamer abkühlt als Luft. Im Frühling ist es dort allerdings auch länger noch kühl, denn Wasser braucht auch länger zum Erwärmen als Luft. Auch an windgeschützten Hauswänden kann ein milderes Mikroklima herrschen. Hecken oder Hügel(-beete) können zudem Schutz vor kühlen Ost- oder Nordwinden schaffen.
Manche Pflanzen sind mehrjährig, was bedeutet, dass sie den Winter als immergrüne Stauden oder in Überdauerungsorganen (Wurzeln/Rhizom, zurückgeschnittener Spross/Stamm) überstehen. Andere Pflanzen säen sich nach der Blüte immer wieder aus und keimen dann im nächsten Jahr wieder. Wenn die Mutterpflanze nach der Blüte stirbt, werden die Pflanzen als einjährige Pflanzen bezeichnet. Der Tod der Mutterpflanze kann allerdings auch durch Trockenheit oder Frost zustande kommen.
Deshalb geht es in diesem Artikel in erster Linie darum, mehrjährige Pflanzen zu überwintern. Bestimmtes Gemüse, wie diverse Kohlsorten, Lauch, Pastinake oder Zuckerhut, ist frosthart und kann deshalb den Winter über geerntet werden. Diese Technik wird dann als "Lebendlagerung auf dem Feld" bezeichnet. Andere Kulturpflanzen wie Feldsalat oder Winterportulak brauchen sogar kühle Temperaturen, um zu keimen oder zu gedeihen. Letztere sind damit auch wirklich winterhart, da sie bei kalten Temperaturen noch wachsen können. Falls es dich interessiert, findest du hier noch mehr Infos zum Thema Gemüse im Winter anbauen.
Hier einige mehrjährige Pflanzen für den Anbau im Garten, die mit den passenden Maßnahmen zum Winter- und Frostschutz auch im Beet überwintern können:
Zwar ist die mediterrane Pflanze mehrjährig, jedoch sollte sie ausreichend vor Frost geschützt werden. Schneide die Triebe dafür bis auf ca. 10-20 cm zurück und bedecke sie mit einer dicken Mulchschicht (ca. 20 cm) aus Stroh oder Reisig. Ab Februar kannst du die Artischocke vorziehen und Mitte Mai dann auspflanzen. Ab April kann sie direkt ins Beet gesät werden.
Das mehrjährige Knöterichgewächs kann bis zu 8 Jahre an einem Platz im Beet bleiben. Im Herbst stirbt der oberirdische Teil der Pflanze ab und treibt im Frühjahr wieder neu aus. Im Sommer kann dann geerntet werden. Die meisten Rhababersorten werden von Frühling bis Herbst gepflanzt.
Durch unterirdische Rhizome vermehrt sich die essbare, kartoffelähnliche Knolle von ganz allein. Damit die Pflanze nicht den ganzen Garten beschlagnahmt, sollte eine Wurzelsperre um die Pflanze gezogen werden. Die Rhizome wachsen am besten in lockerem, sandigem und nährstoffreichem Boden. Die Knollen können entweder im Frühling (März bis April) oder im Herbst (Oktober bis November) wie Kartoffeln im Boden eingegraben werden. Zusätzlicher Kompost im Pflanzloch unterstützt die Knollen beim Wachsen und Austreiben. Übrigens: Solange der Boden frostfrei ist, kannst du die Knollen des Topinamburs das ganze Jahr über ernten!
Gilt als wilde Art des Rucolas und ist außerordentlich robust. Sie eignet sich zudem hervorragend als Lückenfüller im Beet. Am besten gedeiht sie neben Salaten, Sellerie, Erdbeeren und Portulak. Neben andere Kreuzblütler (Kohl, Rettich, Radieschen, …) sollte sie nicht gepflanzt werden. Die Aussaat im Freiland kann von April bis August erfolgen.
Diese Kohlart kannst du fast das ganze Jahr über ernten. Bei starkem Frost solltest du dem Kohl allerdings eine Ruhepause geben. Die Blätter ähneln vom Geschmack denen des Spitzkohls. Wie alle Kohlarten wächst der ewige Kohl am besten in nährstoffreichen Böden (Kompost, Biodünger) und verträgt sich in der Mischkultur nicht gut mit anderen Kohlarten. Borretsch, Tomaten oder Sellerie hingegen lassen sich gut mit dem Kohl kombinieren. Da der ewige Kohl nur ca. alle 15 Jahre blüht, wird er über Stecklinge vermehrt. Diese können im Frühjahr und Sommer ausgepflanzt werden. Anders als andere Kohlarten bleibt er dabei für mehrere Jahre am selben Platz.
Dieses begehrte Gemüse kann bis zu vier Jahre am selben Standort in seinem Rhizom überwintern. Damit das gut geht, wird das vertrocknete Kraut im November knapp über den Wurzeln abgeschnitten. Im nächsten Jahr wird dann für weißen Spargel ein Erdwall aufgeschüttet. Bei grünem Spargel ist dieser Schritt nicht notwendig. Gepflanzt wird Spargel am besten im April oder Mai. Gute Mischkulturpartner sind: Dill, Petersilie, Salat, Ringelblumen, Erbsen und Bohnen.
Das im Herbst gepflanzte Rhizom kann nach 2 Jahren Wachstum über den Winter geerntet werden (Oktober bis März). Über mehrere Jahre hinweg kann der Rettich sich von einer Stelle ausweiten. Auch hier verhindert eine Wurzelsperre unkontrollierte Ausbreitung. Nicht gut verträgt sich der Rettich mit anderen Kreuzblütlern wie Kohl. Gute Partner sind: Kartoffeln, Salat, Tomaten, Möhren, Petersilie, Fenchel und Dill. Auch unter Obstgehölzen gedeiht Meerrettich prima.
Wilde Rauke, Topinambur, Ewiger Kohl lassen sich auch im Topf oder Kübel anbauen und überwintern.
Isoliere deine Kübel und Töpfe im Winter, denn sie kühlen viel schneller aus als der Boden. Als Isolationsmaterial kannst du Styroporplatten um deine Gefäße anbringen oder sie in mit Laubblättern gefüllte Jutesäcke stellen. Auch Kokosmatten eignen sich gut als Kälteschutz. Die Erde des Gefäßes kannst du zusätzlich mit Vlies oder Reisig bedecken, wenn du über den Winter nichts ernten möchtest oder kannst. Stelle deine Kübel am besten nahe der Hauswand auf, denn dort sind sie im Winter viel geschützter als wenn sie frei stehen würden.
Auch deine Kräuter sind unterschiedlich kälteresistent. Hier erfährst du, was du bei welchen Kräutern beachten musst.
Schütze die Kräuter durch ein Vlies oder Reißig, wenn es sehr kalt wird. Falls du die Kräuter in Kübeln hast, gilt auch hier: Isolieren und an die Hauswand stellen! Lese hier mehr darüber, wie du deine Hochbeete winterfest machen kannst. Im April solltest du diese Kräuter ordentlich zurückschneiden, damit sie im Sommer kräftig und gesund austreiben.
Bei sehr kalten Temperaturen kannst du die zurückgeschnittenen Sprosse mit Mulch oder Reisig bedecken.
Zitrus-, Oliven- oder Feigenbäumchen sind mildere Bedingungen gewohnt und müssen daher ab den ersten Frösten ins Haus gebracht werden. Deshalb lohnt sich eine Kultivierung in Kübeln. Im Frühjahr sollten die Pflanzen langsam ans direkte Licht gewöhnt werden, da es sonst zu Verbrennungen auf den Blättern kommen kann. Stelle die Kübel dafür erst einmal für einige Tage in den Halbschatten. Danach kannst du mit ein paar Stunden direkter Sonneinstrahlung beginnen.
Packe den Olivenbaum mit Vlies oder Reisig gut ein und schütze auch den Kübel durch entsprechende Isolierung. Stelle den Kübel an einen windgeschützten, überdachten Ort (Garage, Carport). An einem dunklen, kühlen Ort wie in der Garage oder Gartenhaus wirft der Baum in der Regel seine Blätter ab. Diese Möglichkeit sollte nur eine Notlösung sein. Einen möglichst hellen Platz verträgt der Olivenbaum im Winter besser. Deshalb eignet sich auch ein Gewächshaus oder unbeheizter Wintergarten mit Temperaturen zwischen 5 - 10 °C. Auch hier sollte zwar gegossen werden, jedoch ist Staunässe unbedingt zu vermeiden, da dies die Wurzeln schädigt.
An einem geschützen Ort, wie auf der Südseite an einer Hauswand, können viele Feigenbaum-Sorten sogar im Freiland überwintern. Trotzdem gilt: Je jünger der Baum, desto frostempfindlicher. Daher wird die Pflanze oft die ersten Jahre im Kübel gehalten und dann ausgepflanzt. Im Kübel überwinterst du den Feigenbaum am besten hell und kühl, etwa unter einem hellen Kellerfenster bei Temperaturen von ca. 10 °C. Hier wird der Baum seine Blätter abwerfen. Als Notlösung kann auch ein etwas wärmeres Treppenhaus oder ein kühler Wohnungsraum genutzt werden. Wichtig ist vor allem, dass der Baum nicht zu dunkel steht. An wärmeren Plätzen kann es allerdings zu vermehrtem Schädlingsbefall kommen, da der Baum hier seine Blätter behält. Auch draußen können Kübelpflanzen mit Vlies und Reisig an einem geschützten Ort (Hauswand) überwintert werden. Gleiches gilt für im Freiland gepflanzte Feigenbäume.
An einem hellen oder dunklen Ort, ohne zu große Temperaturschwankungen. Als dunkler Ort kann ein Keller gewählt werden. Ab und zu solltest du die Zitrusbäume gießen. Für helle Orte eignen sich Wohnhaus oder Wintergarten, solange eine einigermaßen konstante Umgebungstemperatur gewährleistet ist. Hier benötigen Zitronenbaum und Co. mehr Wasser als im dunklen Keller. Kontrolliere die Pflanzen an beiden Orten alle paar Wochen auf Schädlingsbefall.
Kälteempfindlichen Pflanzen geht es ähnlich wie dir, wenn du im Winter eine zu dünne Jacke trägst. Klar - sie zittern und frieren vielleicht nicht so wie wir Menschen, allerdings können auch bei ihnen biochemische Prozesse viel schlechter ablaufen, wenn es kalt ist. Ihre Enzyme, die Proteine, welche alle diese Prozesse beschleunigen (also "anheizen"), besitzen eine Optimaltemperatur. Wird diese nicht erreicht, können die Enzyme auch nicht effizient arbeiten. Dadurch läuft der Abbau oder die Zusammensetzung eines Stoffes viel langsamer ab. Die ganzen Vorgänge in einer Zelle brauchen dann einfach zu lange, wodurch die Pflanze über kurz oder lang stirbt. Außerdem besitzt jede Zelle eine Membran, welche den Zellinhalt umschließt. Diese ist aus einer Lipidschicht (Fettschicht) aufgebaut, welche bei wärmeren Temperaturen geschmeidig und beweglich ist. Ganz ähnlich wie bei Butter, wenn du sie für eine Weile aus dem Kühlschrank nimmst. Diese Flüssigkeit der Membranen ist wichtig für Moleküle, welche die Membran durchqueren müssen, sodass die Zelle weiterarbeiten kann. Zudem sorgt sie für die nötige Flexibilität eines (Pflanzen-)körpers. Stellst du die Butter wieder in den Kühlschrank, wird sie zähflüssig und fest. Auch das passiert mit der Membran einer unterkühlten Zelle. Moleküle können nun nicht mehr so gut von einer Zelle in die andere gelangen, wodurch der ganze Arbeitsablauf der Pflanze gestört wird. Zudem sind Pflanzenzellen mit Flüssigkeit befüllt, welche bei Minusgraden gefrieren kann. Die Zellen werden dadurch verletzt, beim Auftauen irreparabel geschädigt woraufhin sie absterben.
Winterharte Pflanzen können diese Probleme zum Teil umgehen, weil sie Enzyme besitzen, welche auch bei niedrigen Temperaturen arbeiten können. Weiterhin sind in ihre Zellmembranen Proteine eingebaut, welche der Zähflüssigkeit bei niedrigen Temperaturen entgegenwirken. Die Fettsäuren der Lipidschicht sind außerdem durch mehrere Doppelbindungen verbunden, was man auch als ungesättigt bezeichnet. Diese Doppelbindungen sorgen für kleine Knicke in der räumlichen Struktur der Moleküle. Dadurch können sich die Fettsäuren nicht so leicht aneinander lagern, wie wenn sie gerade (ohne Doppelbindungen und gesättigt) wären. Und genau deshalb bleiben die Membranen auch bei niedrigen Temperaturen geschmeidiger als ohne Doppelbindungen. Stell dir dafür Olivenöl und Butter bei Raumtemperatur vor. Während Olivenöl schön flüssig bleibt, ist die Butter immer noch recht fest.
Doch nicht nur die Kälte an sich kann ein Problem für die Pflanzen darstellen. Oft ist es die Trockenheit, welche durch das gefrorene Bodenwasser entsteht. Als Eis kann dieses nicht mehr von den Pflanzen aufgenommen werden. Dadurch vertrocknen viele, vor allem winterharte Pflanzen bei Minusgraden, wenn sie mit ihrem Wasser nicht gut genug haushalten können. Vor allem wenn die Sonne scheint und die Pflanzen eigentlich Photosynthese betreiben wollen ist das ein Problem. Denn wie vielleicht manche noch aus dem Biologie-Unterricht wissen: Für die Erzeugung von Zucker durch Sonnenlicht wird Wasser benötigt!
Ich hoffe, wir konnten dir beim Überwintern deiner Pflanzen weiterhelfen und deine Fragen beantworten. Bei Fragen und Anmerkungen schreibe uns doch an [email protected].
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Isabell studiert Agrarwissenschaften und liebt es von der Natur und ihrer Komplexität immer wieder auf's Neue überrascht zu werden. Kräuter - egal ob wild gesammelt oder im Garten - sind ihre Leidenschaft.
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Welche Pflanzen überwintern überhaupt?
Pflanzen, die über mehrere Jahre im Beet wachsen, können überwintern. Dabei gibt es winterharte Pflanzen, die ohne Probleme im Beet überwintern. Dagegen gibt es aber auch frostempfindliche mehrjährige Pflanzen, die einen Winter- und Frostschutz brauchen oder sogar ganz ins Haus gestellt werden müssen.
Was sind winterharte Pflanzen, die viel Sonne vertragen und wenig Wasser brauchen?
Winterharte Pflanzen, die viel Sonne vertragen und wenig Wasser brauchen sind beispielsweise winterharte mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Salbei, Oregano und Lavendel. Achte hier bei der Sortenwahl darauf, dass die Pflanze wirklich winterhart ist.
Was sind winterharte Pflanzen für den Kübel?
Winterharte Pflanzen, die du auch im Topf anbauen und überwintern kannst sind z.B. Topinambur, Wilde Rauke oder Ewiger Kohl. Aber auch Kräuter wie Rosmarin, Thymian und Salbei können im Topf überwintern.
Welche Pflanzen können draußen überwintern?
Winterharte Pflanzen, die auch ohne Probleme im Beet überwintern sind z.B. Ewiger Kohl, Wilde Rauke, Topinambur, Rhabarber, Spargel und Meerrettich.