21.02.2023 . Lesezeit: 6 min.
Im Frühling 2022 wurde in der Fryd Community die Frage gestellt, ob jemand schon einmal Yacon angebaut hat und ob es in einem Gewächshaus gut funktioniert. Das habe ich zum Anlass genommen, den Anbau dieses Gemüses selbst zu versuchen.
1. Yacón – was ist das?
Yacón oder auch Inkawurzel genannt ist eine Pflanze aus der Familie der Korbblütengewächse. Sie ist eng mit Sonnenblume und Topinambur verwandt und bildet essbare Wurzelknollen. Sie wird bis zu 2,5 Meter groß und kann hübsche gelbe Blüten ausbilden.
Ursprünglich stammt die Yacón aus Südamerika und wächst bis in hohe Lagen der Anden. Dennoch ist sie frostempfindlich und nicht winterhart.
Yacón besteht aus viel Wasser aber auch wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen und Inulin. Laut Literatur kann Yacón also helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken und stabil zu halten.
Zur Vermehrung muss Rhizom verwendet werden. Die Speicherwurzeln sind ungeeignet
2. Der Anbau
Den Start des Anbaus bildet die Entscheidung, was man zur Anzucht hernimmt: Geeignet sind das Rhizom oder die Jungpflanzen. Wenn man bereits Jungpflanzen in den Garten setzt, haben diese einen gewissen Vorsprung. Das Rhizom sollte man unbedingt vortreiben. Allerdings muss man beidem erst einmal habhaft werden. Wichtig zu beachten: Die Speicherknollen, welche gegessen werden, sind für den Anbau nicht geeignet. Man benötigt ein für die Vermehrung bestimmtes Rhizom!
Ich hatte das Glück, dass unsere Bio-Gärtnerei im Nachbarort entsprechende, kräftige Jungpflanzen angeboten hat. Der Preis lag irgendwo um die 5€.
Wichtig ist, dass die Yacón sehr frostempfindlich ist. Bekommt sie Frost ab, schädigt sie das sehr. Wer vor den Eisheiligen auspflanzen will, benötigt unbedingt einen geschützten Anbau sowie ggf. einen Frostwächter.
Das Tolle an dieser Pflanze: Sie hat keinerlei nennenswerte Ansprüche: Sie bevorzugt leichte Böden, gedeiht aber auch auf etwas Schwereren. Sie mag es sonnig und warm, kommt aber auch mit Halbschatten zurecht. Ein windgeschützter Platz oder eine Möglichkeit, die Pflanze festzuhängen, ist auf Grund der erwarteten Größe von über 2 Metern empfehlenswert. Yacón gehört zu den Schwachzehreren und ist gut als „Beiwerk“ zu Starkzehrern oder als Zwischenkultur und einem „Erholungsjahr“ geeignet. Wie bei den meisten Wurzel-Gemüsen mag sie keine Staunässe.
Nach dem Einpflanzen darf man sich nicht wundern: Die Yacón wächst recht langsam. Ich habe mehrmals zwischen den ganzen anderen Pflanzen geschaut, ob sie überhaupt noch lebt. Nach einigen Monaten (!) ist sie dann allen anderen Pflanzen über den Kopf gewachsen und mein Gewächshaus mit einer lichten Höhe von etwa 3 Metern wurde etwas knapp.
Hat die Yacón ausreichend Wasser, braucht man sich sonst um nichts kümmern, sie wächst wie von selbst. Außerdem ist sie – im Gegensatz zu Topinambur – Standorttreu und benötigt eigentlich erstaunlich wenig Platz. Sie bildet keine ober- oder unterirdischen Ausläufer sondern wächst tatsächlich wie eine riesige Sonnenblume. Um den Stamm rum sollte man ca. 20-30 Freiraum einplanen, hier entstehen die Speicherknollen.
Mit Schädlingen hatte ich überhaupt keine Probleme. Der Mehltau von den Melonen ist ebenso wenig überbesprungen wie die Blattläuse von den Paprikapflanzen. Die Yacón stand das ganze Jahr über Schädlings- und Krankheitsfrei da. Bedenken hätte ich, wenn Wühlmäuse im Garten heimisch sind, diesen dürften die Knollen wohl recht gut schmecken.
Erntemenge von einer Pflanze
3. Die Ernte
Wann die Yacón zu ernten ist, sieht man an den Blättern: Die Pflanze zieht ein und die oberirdischen Teile sterben ab. Das kann je nach Standort sehr stark variieren. Durch den Anbau im Gewächshaus und einen sehr milden Herbst hat das bei mir bis Mitte Dezember gedauert. Im Freiland dürfte es irgendwann Mitte Oktober bis Mitte November der Fall sein. Die Knollen sollten dabei keinen Frost abbekommen, das verringert die Lagerfähigkeit.
Die Speicherknollen wachsen recht nah an der Oberfläche, teilweise aber senkrecht in den Boden. Sie haben nur eine sehr dünne Schale, daher sollte man hier vorsichtig vorgehen. Die Erde vorsichtig um die Pflanze lockern und anschließend mit den Händen die Knollen herausheben. Sie lassen sich leicht vom Hauptstock abbrechen.
Anschließend oberflächlich trocknen lassen und an einem kühlen, dunklen Ort lagern.
Übrigens: Aus einer einzigen Pflanze habe ich ca. 8,5 kg Knollen geerntet. Die Pflanze ist also ein richtiges Ertragswunder!
4erlei von der Jacon oder: Der Geschmackstest
4. Die Verarbeitung (und der Geschmackstest)
Yacón war für uns vollkommen neu, daher mussten wir natürlich auch einen Geschmackstest machen. So mancher „Exot“ hat es nur ein Jahr in meinen Garten geschafft, da er unseren Geschmackstest nicht bestanden hat. Bei der Yacón ist das anders: Der Geschmack ist sehr mild, ein bisschen süßlich, und vom Biss wie Kohlrabi aber ohne das Kohlige. Uns hat es überzeugt.
Ein weiterer Vorteil: Yacón kann man sowohl roh essen als auch in der Küche in vielerlei Hinsicht verarbeiten. Dabei bleibt sie auch nach längerer Kochzeit (>20 Minuten) noch bissfest-knackig. Der Plan, ein Kartoffel-Yacón-Püree zu machen, ist daher nicht aufgegangen: Nach 20 Minuten war es ein Kartoffel-Püree mit bissfesten Yacón-Würfeln. Hat aber sehr gut geschmeckt, sogar unserem eher kritischen Sohnemann.
Wir haben folgende Zubereitungsarten getestet:
- Roh ein Stückchen gegessen: Relativ nichtssagend, aber sehr saftig
- Roh mariniert mit gerösteten Zwiebeln, Kerbel und Karotten (Essig-Öl-Senf-Dressing) als Salat: Das hat sowohl meinem Mann als auch mir sehr gut geschmeckt
- Gekocht gemeinsam mit Kartoffel, verfeinert mit Basilikum und Butter: Das war der Favorit meines Sohnes und mir.
- Gebraten wie ein Steak: die Röstaromen schaden der Yacón keineswegs, der Biss bleibt fest, auch sehr lecker
- Und typisch Österreich: Paniert und gebacken: Der Favorit meines Mannes
Folgendes ist mir bei der Zubereitung aufgefallen:
- Um die Erde abzubekommen habe ich sie mit einer Wurzelbürste gewaschen. Dabei entfernt man auch die sehr dünne Schale gleich mit. Dies ist nicht zwingend notwendig, man kann die Schale auch mitessen.
- Sobald die Schale entfernt ist bzw. die Yacón geschnitten wird, läuft sie sehr schnell erst gründlich, später gräulich an, bis sie so wirkt als hätte sie wieder eine Schale. Am Geschmack ändert das nichts, aber es sieht auf Anhieb etwas gewöhnungsbedürftig aus. Je schneller man sie verarbeitet oder gegen Oxidation schützt (z.B. mit einem Salatdressing), desto weniger läuft sie an.
Der einzige Nachteil der Yacón: Auf Grund ihrer Zusammensetzung an Oligosacchariden kann sie zu Flatulenzen führen, was sie bei uns auch prompt getan hat. Nur unsere Tochter blieb verschont, weil sie sich geweigert hat, was zu kosten .
5. Fazit
Wer einer Yacón-Pflanze oder einem -Rhizom habhaft werden kann, sollte den Anbau unbedingt ausprobieren. Die Pflanze ist anspruchslos, pflegearm und dabei sehr ertragreich. Auf regelmäßige Bewässerung muss geachtet werden, ansonsten kann man sie ignorieren. Der Geschmack ist sehr mild, die Knolle bleibt auch bei langer Garzeit bissfest-knackig und lässt sich gut mit anderen Sachen kombinieren.
Alles in allem wird die Yacón einen festen Platz in meinem Anbauplan bekommen.
Community-Autor:in
Beate W.
Nach einer Ausbildung als Gärtnerin (Fachbereich Zierpflanzenbau) hat es mich in ein Biologie-Studium (Schwerpunkt sekundäre Pflanzenwissenschaften) verschlagen, um jetzt in einem Pharmabetrieb in der QS zu arbeiten. Neben ca. 15m² Gemüsegarten habe ich auch noch ca. 6m² Gewächshausfläche